Geschichtsbewusst in die Zukunft
Vier Sommer hindurch quälten sich die treuen Freunde des Festival d’Aix-en-Provence durch den «Ring des Nibelungen». Wo einst Mozart im südlichen Licht leuchtete, zogen dunkle Sturmwolken über Walkürenfels und Walhallaburg auf: Wagner verwandelte die Helle des Südens in nordische Düsternis. Düster blieb auch das künstlerische Ergebnis dieser unsinnigen Verpflanzung in die Stadt des «Guten Königs René» mit ihren herrlichen Barockfassaden, plätschernden Brunnen und hohen Platanenalleen.
Und alles nur, weil die Berliner Philharmoniker endlich mal wieder zu Ostern in Salzburg im Gedenken an Osterfestspiel-Gründungsvater Karajan Wagners Tetralogie spielen wollten und dafür einen Partner für die Finanzierung benötigten. Den fanden sie bekanntlich in dem Kooperationsstrategen Stéphane Lissner, der damals noch die Aixoiser Festspiele leitete und für den «Ring»-Zweck ein pompöses neues Theater errichten ließ, bevor er nach Mailand an die Scala entschwand und seinem Nachfolger «Siegfried» und «Götterdämmerung» als Kuckuckseier ins Nest legte.
Bernard Foccroulle hat die Zumutungen mit feinem Lächeln überstanden. Er hatte ganz andere Vorstellungen für das Festival d’Aix: wieder Mozart ins ...
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Frau Baumgartner, Sie verkörpern oft Rollen, die normalerweise als ältere Frauen dargestellt werden, die Gaea in Strauss’ «Daphne» zum Beispiel oder die Amme in der «Frau ohne Schatten». Ist das nicht ein seltsames Gefühl, plötzlich so zu altern?
Wenn ich in der Maske sitze, beängstigt mich manchmal dieser Prozess. Das ist, als ob ich im Spiegel mich selbst in...
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An der Wiener Staatsoper gibt es eine Reihe von Produktionen, die aus eigener Kraft nicht mehr vom Spielplan herunterkommen. Doch sie wurden behalten, weil die Direktion stets argumentierte, dass zum Beispiel «Butterfly» (Premiere 1957), «Tosca» (1958), «Bohème» (1963), der «Liebestrank» (1980) «nicht notwendigerweise ständig eine neue Ästhetik» brauchten.
Der...