Fressen sie Kaninchen?

Janáček: Das schlaue Füchslein
MÜNCHEN | BAYERISCHE STAATSOPER

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Ein alter Mann besucht eine Beerdigung. Dem Grab entsteigt ein kleines Mädchen, das ihn ärgert und das er deshalb an ein Seil bindet, während seine Gattin es lieber gleich erschießen würde. Aus dem Mädchen wird eine Teenagerin, die eine andere Teenagerin kennenlernt und mit ihr ein paar Dutzend Kinder bekommt. Aber leider wird sie von einem zufällig umherirrenden anderen Mann doch noch über den Haufen geschossen.

Absurde Handlung eines Off-Off-Independent-Films? Ambitioniertes Abschlussprojekt an einer Filmhochschule? Nein, sondern ungefähr das, was in der Bayerischen Staatsoper zu sehen ist, während gleichzeitig die Musik und der tschechische Text von Leoš Janáčeks «Schlauem Füchslein» laufen. Denn der Regisseur Barrie Kosky hat ein Problem mit dem Stück, nicht als Erster: dass, wenn das Kostümbild nur um Fuchshaarbreite danebenlangt, all die Tiermenschen oder Menschentiere aussehen wie aus einem tschechischen Kinderfilm der 1970er-Jahre. Also ungefähr so wie zuletzt bei Otto Schenk an der Wiener Staatsoper. Kosky demonstriert freilich auch, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn man alles Tierische nur um des Weglassens willen weglässt: Alles wird uneigentlich. ...

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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Michael Stallknecht

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