Bauer sucht Frau
Folklore in der «Verkauften Braut»: Ja oder nein? Und wenn ja, wie viel? Und dann ist da noch die Frage nach dem Umgang mit der Komödie an sich: Smetanas Oper von 1866 stellt Regisseure offenbar vor immer größere Probleme. Im Rhein-Main-Gebiet hat zuletzt Georg Köhl in Wiesbaden eine hintergründige Emanzipationsgeschichte der Marie herausgefiltert; Stein Winge inszenierte in Frankfurt eine detailverliebte traditionelle Produktion.
In Mainz macht sich Tatjana Gürbaca ganz andere Gedanken um die «Verkaufte Braut»: Lokalkolorit findet sich nur noch in einem Berg- und Waldvorhang auf dem Bühnenhintergrund und bei einigen Kostümen. Ansonsten herrscht jene kühle Tristesse, die auch schon die letzten drei Inszenierungen Gürbacas («Werther» und «Manon» von Massenet, «Lucia di Lammermoor» von Donizetti) in Mainz bestimmte.
Der Chor könnte eine Serviermannschaft der DDR-Gastronomie sein – warum er auf Transparenten gegen «die allgemeine Käuflichkeit» oder «die Schließung» protestiert, wird wohl ewig Geheimnis des Regieteams bleiben. Denn die im Programmheft der Handlung zugeschriebene Kapitalismuskritik geben weder Stück noch Inszenierung her. Sämtliche Chorauftritte wirken in dieser Lesart ...
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Viel zu tun bleibt für Macduff nicht mehr. Eingesunken in seinen Rollstuhl, zitternd und am lebendigen Leib von Geschwüren zerfressen, ist sein Feind Macbeth schon am Ende, bevor der Sieger zum finalen Schlag ausholt. Nicht die Rebellen sind es, die den Usurpator in Krzysztof Warlikowskis Inszenierung an der Brüsseler Monnaie-Oper für seine Gewalttaten bestrafen –...