Eleganz und Klangfülle
Nach Giulietta Simionato und Giuseppe Taddei ist nun innerhalb weniger Wochen ein weiterer italienischer Gesangsheros der Nachkriegszeit dahingegangen. Der Bassist Cesare Siepi starb am 5. Juli in Atlanta im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Seine Karriere dauerte länger als ein halbes Jahrhundert. Obwohl sein Repertoire für einen Italiener ausgesprochen vielseitig war, ist er vor allem als Don Giovanni in die Musikgeschichte eingegangen.
In der Produktion der Salzburger Festspiele von 1953 unter Wilhelm Furtwängler, die auch auf einem technisch unzulänglichen Filmdokument erhalten ist, kreierte er den romantischen Idealtyp des großen Verführers: Er sah aus wie der Hollywood-Don Juan Erroll Flynn und sang mit einer unvergleichlichen Eleganz und Klangfülle – betörend, zärtlich, vor Vitalität berstend. Mehr als 30 Jahre blieb der Don sein Markenzeichen, wobei sich seine Interpretation vertiefte, auch wandelte, doch die Aura eines singenden Erotikons hatte er auch noch, als er 1985 in einem Konzert in Lugano mit Mirella Freni «Là ci darem la mano» als Zugabe sang.
Der gebürtige Mailänder war erst 18, als er 1941 nach nur kurzer Gesangsausbildung in der ...
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