Auch Goethe hätte zugehört

Gounods «Faust» aus der Wiener Staatsoper und ein Recital mit Piotr Beczala

Opernwelt - Logo

An der Wiener Staatsoper gibt es eine Reihe von Produktionen, die aus eigener Kraft nicht mehr vom Spielplan herunterkommen. Doch sie wurden behalten, weil die Direktion stets argumentierte, dass zum Beispiel «Butterfly» (Premiere 1957), «Tosca» (1958), «Bohème» (1963), der «Liebestrank» (1980) «nicht notwendigerweise ständig eine neue Ästhetik» brauchten.

Der jüngste dieser Ladenhüter wäre Gounods «Faust» gewesen; die Inszenierung von 1985 fiel gegenüber den eben genannten Produktionen nicht aus dem Rahmen, denn der ansonsten exzentrische britische Filmregisseur Ken Russell bot hier bis auf ein paar kleine Provokationen (Marguerite als Nonne) konventionelles Operntheater. Man kann dies auf der beim Gelblabel erschienenen DVD mit der Premierenbesetzung Gabriela Benacková, Francisco Araiza und Ruggero Raimondi nachprüfen. Dennoch wurde gerade diese Produktion 2008 durch eine neue ersetzt. Freilich erkrankte der vorgesehene Regisseur Nicolas Joël, und die Sänger – darunter das damalige Noch-Ehepaar Angela Gheorghiu und Roberto Alagna – bastelten sich den Abend quasi zu einem Konzert im Kostüm zurecht. Daher ist es für die Fantasie des Hörers sogar von Vorteil, dass die neue Produktion ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2010
Rubrik: Medien, Seite 30
von Gerhard Persché

Vergriffen
Weitere Beiträge
Nummernrevue

Es sieht ganz so aus, als ob Unsuk Chins «Alice» zu den wenigen zeitgenössischen Opern gehört, denen nach der ersten Aufführungsserie ein Weiterleben vergönnt ist: Drei Jahre nach der Uraufführung an der bayerischen Staatsoper wagt sich jetzt Genfs Grand Théâtre an das Stück, 2011 will Bielefeld folgen. Verdient hat «Alice» das allemal: In seiner spielerischen...

Unter Wert

Als Zemlinsky zu Beginn seines amerikanischen Exils im Januar 1939 von einem Reporter der «New York Times» auf seine neueste Oper angesprochen wurde, antwortete er zögerlich: «It is ultra modern». Das 1935 bis 1938 im Particell entworfene, aber nur zu Teilen instrumentierte Werk – es hätte sein opus summum werden sollen – blieb unvollendet. Anthony Beaumont hat die...

Ohne Musik nichts los

Welch makabre Pointe: Die Titelrolle der Ballettkomödie «Der eingebildete Kranke» verkörperte bei der Pariser Uraufführung 1673 ihr Schöpfer selbst. Doch bei der vierten Vorstellung erlitt Molière einen Blutsturz und starb wenige Stunden darauf – noch im Kostüm des Hypochonders.

Das derbe Spaßstück über jenen Argan, der seinen Ärzten hörig ist und seine Familie...