Die Mühen der Ebene

Uwe Eric Laufenberg hat die Kölner Oper gleich im ersten Jahr seiner Intendanz wieder ins Gespräch gebracht – zuletzt mit einem achtbaren Multimedia-«Don Giovanni»

Der Kreis des ersten Jahres hat sich geschlossen. Kölns neuer Opern-Intendant Uwe Eric Laufenberg hat nach der ersten nun auch die letzte Saison-Premiere selbst in Szene gesetzt, auf die «Meistersinger» (vgl. OW 10/2009) folgte nun «Don Giovanni».

Zu hohe Maßstäbe sollte man allerdings nicht anlegen, schließlich gilt es zu bedenken, auf welch bescheidenem Level das Haus noch vor einem Jahr dümpelte und wohin es sich in relativ kurzer Zeit entwickelte.

Man sollte diesen «Don Giovanni» nicht vergleichen mit einem genialischen Entwurf à la Stefan Herheim in Essen (OW 3/2007), wo die aufwändige Inszenierung in einen über Jahre hinweg bestens funktionierenden Betrieb eingebunden ist. Laufenberg erzählt die Geschichte vor dem Hintergrund unserer Tage, frei von allem romantischen Ballast und sonstigen Rezeptionsmustern. Dass sich bei einer so eindeutigen Übersetzung ins Heute zwangsläufig Klippen auftun, zeigt diese Produktion deutlich.

Laufenberg geht von der These aus, dass in unserer Gesellschaft Treue und Moral an Wert verloren haben und dieser Verlust alltäglich geworden ist. So gesehen fehlt die Grundlage, um Don Giovanni als revolutionären Verstörer zu interpretieren. Bei Laufenberg ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2010
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Christoph Vratz

Vergriffen
Weitere Beiträge
Auch Goethe hätte zugehört

An der Wiener Staatsoper gibt es eine Reihe von Produktionen, die aus eigener Kraft nicht mehr vom Spielplan herunterkommen. Doch sie wurden behalten, weil die Direktion stets argumentierte, dass zum Beispiel «Butterfly» (Premiere 1957), «Tosca» (1958), «Bohème» (1963), der «Liebestrank» (1980) «nicht notwendigerweise ständig eine neue Ästhetik» brauchten.

Der...

Surreale Welt

Am Anfang stand ein Film, Fatih Akins preisgekröntes Leinwanddrama «Gegen die Wand» mit einem Stoff von heute, wie er in den Türkenvierteln deutscher Städte zum Alltag gehört. Sibel geht eine Scheinehe mit dem lebensmüden Cahit ein, um endlich aus dem Gefängnis des Elternhauses ausbrechen und sich ins Großstadtleben mit all seinen Verlockungen und Auswüchsen...

Aufgefrischt und konserviert

Mit seiner dritten Oper, der abendfüllenden zweiaktigen Farce «L’equivoco stravagante» (Das wunderliche Missverständnis), hatte der erst 19-jährige Gioacchino Rossini wenig Glück. Die Behörden in Bologna, wo das Stück herauskam, stießen sich an den erotischen Freizügigkeiten des Textes von Gaetano Gasbarri wie an dem Plot selbst. Nach nur drei Aufführungen wurde...