Von der Unfreundlichkeit der Welt
Zuerst die Theorie: Wenige Wochen nach UltraSchall, veranstaltet vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, haben die Berliner Festspiele ihre Avantgarde-Konkurrenz MaerzMusik ins Rennen geschickt. Die auch hier gesuchten Neuentwicklungen des Musiktheaters fand man überwiegend im Schwerpunkt Brasilien – einem Land, das musikalisch gemeinhin mit Bossa Nova, allenfalls noch mit Heitor Villa-Lobos assoziiert wird. Andere Themen ergänzten diese Opern-Recherche: «Musik – Stimme – Text», David Moss‘ «Institute for Living Voice», letztlich auch der Strang «Musik im Raum».
Die offiziellen Erklärungen dazu gleichen – wie so oft bei neuer Kunst – einer Nominierungsliste für den Sprachquatsch des Jahres: Da treten «Shooting Stars» mit «Visuals» auf, da wird ein Gebäude zum «Interface für akustische und optische Ereignisse», da überwindet man die «Podiumssituation» durch «Geräuschenvironments», da geistern «theatral aufgeladene Raumsequenzen» über die Seite, wahlweise ergänzbar um die Adjektive «heterogen», «homolog», «pluridimensional», «polytrop» oder «skulptural».
Und nun zur Praxis, die sich hartnäckig solchen Einordnungsversuchen entzog. Im Falle der begnadeten Komponistin Olga Neuwirth war man ...
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