Verdi: Macbeth
Gleich zu Beginn dieser Oper kracht es gewaltig. Und die Dresdner Staatskapelle, viel gerühmt für ihre Spielkultur bei Musiktheaterwerken der Moderne, beweist Sinn für Gegensätze. Eindrucksvoll, wie sich Verdis wuchtige Erschütterungen schon im Vorspiel mit unbeschwert lapidaren Momenten mischen, wie sich heroisches Pathos und unheilig-vorgetäuschte Nüchternheit collageartig verschränken.
Vielleicht war es die Differenzierungsfähigkeit der Staatskapelle, die einst Arturo Toscanini bewog, nach Dresden zu kommen und den von Fritz Busch geleiteten Aufführungen von Verdis «Macbeth» höchstes Lob zu zollen. Damals, Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, gab es in der Semperoper eine veritable Verdi-Renaissance. Das wird angesichts der Dresdner Strauss-Tradition gern vergessen. Wie sinnfällig sich beide Ausdrucksidiome berühren können, zeigte nun die Leistung des Orchesters unter Daniele Gatti.
Die kurzfristig eingesprungene Amerikanerin Marquita Lister setzte als Lady auf extreme, fast überforcierte Emotionen, imponierte dann durch Wandlungsfähigkeit, spielte die introvertierten Passagen ebenso intensiv aus wie aufkeimende Schuldgefühle und seelische Zerrüttung. Lucio ...
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Eine Oper mit einer von Liebe und Intrigen bestimmten, schlüssig und mit einem Schuss Kolportage ausgebreiteten Handlung, dazu von einer blühenden Melodik, die ins Ohr geht und Verdis knapp zwei Jahrzehnte früherem «Nabucco» in nichts nachsteht. Merkwürdig, dass sich Ferenc Enkels «Bánk Bán», in Ungarn geradezu kultisch als Nationaloper verehrt, im angrenzenden...
Das Projekt verdankt sein zentrales Stichwort dem bewundernden Ausruf eines Radioreporters über den Stürmer Günter Netzer (bzw. dem Kulturtheoretiker Karl Heinz Bohrer, der die tiefsinnige Formulierung kolportierte). Die Kreation zielt hörbar auf Phänomene der Alltagskultur – und auf den Versuch, Impressionen und Entladungen aus der Fußballwelt in die Sphäre...
Im Scheinwerferkreis erst eine Hand, dann eine rote Clownsnase, schließlich der, der sie sich aufsetzt: ein kleiner, dicker Mann, den blauen Frack überm Unterhemd, über der Smokinghose. Er stolpert wie Butler James, bloß über den Souffleurkasten, gibt mehrfach vergeblich das Zeichen zum Einsatz der Musik. Wir haben es mit dem wandelnden Leitmotiv des ganzen Abends...