Rückzug ins Unverbindliche
Zum Scheitern führen viele Wege. Die Regisseure der beiden Opern-Neuproduktionen zu Beginn der laufenden Spielzeit am Badischen Staatstheater, Robert Tannenbaum bei «Simon Boccanegra» und Denis Krief, der seine Auseinandersetzung mit dem «Ring des Nibelungen» nach dem «Rheingold» im vorigen Jahr jetzt mit der «Walküre» fortgesetzt hat, gingen von diametral entgegengesetzten ästhetischen Voraussetzungen aus. Tannenbaum setzte auf radikale Aktualisierung und ließ die «Boccanegra»-Handlung, die er höchst eigenwillig auslegt und umfunktioniert, in der modernen Medienwelt spielen.
Krief dagegen wollte Wagner beim Wort nehmen, er beschwor die zeitlos aktuelle Sagenwelt des Monumentalwerks. Ihren Gegenstand haben beide Inszenierungen, jede auf ihre Weise, verfehlt.
Der Chronologie der beiden Karlsruher Premieren folgend zuerst zu «Simon Boccanegra»: Von seinem Ausgangspunkt her ließe sich Tannenbaums dramaturgisches Konzept nachvollziehen. «Simon Boccanegra» ist tatsächlich ein hoch politisches und zugleich tief pessimistisches Drama. Folgerichtig erscheint daher die Inszenierung des genuesischen Frührenaissance-Politthrillers als Parabel auf die politischen Umtriebe und ...
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