Kernsanierung um Offenbach
Köln steht Kopf, und das bereits vor Ausbruch der Fünften Jahreszeit. Die «Öffentliche Meinung» ist in Aufruhr. Die Lokalpresse machte mobil, nachdem es in der Premiere durch Zuschauerrufe zum Eklat gekommen war. Dabei schien alles so herrlich unverdächtig. Bernd Weikl sollte Offenbachs «Orpheus in der Unterwelt» inszenieren, Kabarettist Konrad Beikircher neue Dialoge dazu schreiben.
Außerdem meinte man, mit «Lindenstraßen»-Darstellerin Marianne Rogée und dem ehemaligen Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes zwei vermeintliche Asse im Ärmel zu haben, zumindest unter dem Aspekt Zuschauerattraktivität. «Orpheus» sollte ein unterhaltsames Schwerkaliber werden, eine Allzweckwaffe für Silvester und andere Festtage, doch das Ganze geriet zum Bumerang für alle Beteiligten.
Was ist geschehen? Weikl hat die Handlung in die Gänge der Kölner U-Bahn gesteckt. Dort tummelt sich neben Pluto, der zum Intendanten eines privaten Fernsehsenders mutiert ist und penetrant von Cheerleadern umwedelt wird, und Orpheus, dessen geigerische Künste ihm den Ruf eines «André Rieu von Köln» eingebracht haben, auch eine komplette Karnevalsgesellschaft, angeführt von Präsident Jupp alias Jupiter. Köln, wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Gleich zu Beginn dieser Oper kracht es gewaltig. Und die Dresdner Staatskapelle, viel gerühmt für ihre Spielkultur bei Musiktheaterwerken der Moderne, beweist Sinn für Gegensätze. Eindrucksvoll, wie sich Verdis wuchtige Erschütterungen schon im Vorspiel mit unbeschwert lapidaren Momenten mischen, wie sich heroisches Pathos und unheilig-vorgetäuschte Nüchternheit...
Zum Auftakt der Spielzeit gab Mannheims neue Intendantin Regula Gerber ihre Visitenkarte ab. Man eröffnete mit einer Neuinszenierung von Verdis «La forza del destino» (siehe Seite 6 dieser Ausgabe). Zwei Tage später die andere Seite der Karte: ein Abend mit Werken Luciano Berios.
Man sitzt im Schauspielhaus. Schwarze ansteigende Bühnenrampe. Über Bühne und...
«Es gibt einen Ort in der Mitte des Erdkreises, zwischen Erde, Meer und Himmelszonen, die Grenzscheide der dreigeteilten Welt, von dort kann man alles, was irgendwo geschieht, sehen, sei es auch noch so weit entfernt, und jede Stimme dringt an das lauschende Ohr. Fama wohnt dort und hat sich an der höchsten Stelle ein Haus gebaut, ihm zahllose Eingänge und tausend...