Schmerzhaft schön
Der Applaus vom Band brandet noch vor dem ersten Akkord auf und wiederholt sich, während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, in einer Endlosschleife. Eva-Maria Höckmayrs Inszenierung beginnt mit dem Ende der Oper. Der letzte Vorhang ist bereits gefallen. Hinter den Kulissen verharrt die Darstellerin der Tosca im blutbefleckten weißen Kleid neben der Leiche ihres Geliebten. Als die Musik einsetzt, schrickt sie zusammen, als würde ein schmerzhaftes Trauma in ihr wachgerufen.
Unfähig, aus ihrer Rolle auszusteigen, durchlebt Floria Tosca – als stumme Beobachterin – nochmals die Leidensstationen des Dramas. Wie somnambul irrt sie über die von Julia Rösler entworfene Drehbühne, deren mit Versatzstücken römischer Sakralbauten bemalte Kulissen sich kaleidoskop-artig zu einem perspektivisch verschobenen Kirchenraum verschränken. Die Regie folgt dabei ausschließlich ihrer Perspektive.
Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob die Idee, die Titelheldin in Darstellerin und Bühnenfigur aufzuspalten, tatsächlich notwendig ist, und ob diese Doppelbödigkeit das Stück inhaltlich eher erhellt oder psychologisch überfrachtet. Doch die grandiose Bildermacht, die Höckmayrs Regie ...
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