Puccini: Tosca
Der Tod hat ein seltsames Antlitz, das Antlitz des Egalitären, des Vermeintlichen; alles nur halb so schlimm, nicht wirklich ernst gemeint. Eben so lächeln auch Floria Tosca, die Künstlerin, und Scarpia, der Polizeichef von Machiavellis Gnaden, in diesem entscheidenden Augenblick, der, und das rundet die Szene zur Farce, um einiges später eintritt als in der Partitur vermerkt. Sie lächeln sich an, während die Furie, die Tosca im roten Gewand seit einem halben Akt schon ist, das Messer etwas halbherzig in den Oberleib des Sadisten rammt, ach was rammt: sanft einführt.
Als sei der Herr aus Butter.
Die Szene nimmt für sich ein, und sie besitzt zentrale Aussagekraft, weil sie die Grundidee der Inszenierung evoziert. Für Weimars Intendanten Stephan Märki, der – nachdem das Haus zum thüringischen Staatstheater belobigt wurde und damit à la longue Planungssicherheit hat – mit «Tosca» seine erste Opernregie wagt (im statuarischen Bühnenbild von Karoly Risz), sind die drei Hauptfiguren nicht mehr als Teilnehmer eines Spiels, dessen Regeln sie zu bestimmen meinen, während es genau andersherum ist: Sie sind die Marionetten; die Hand, die sie führt, sieht man nicht. Und so spielen sie ihr ...
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