Puccini: Tosca

Weimar

Opernwelt - Logo

Der Tod hat ein seltsames Antlitz, das Antlitz des Egalitären, des Vermeint­lichen; alles nur halb so schlimm, nicht wirklich ernst gemeint. Eben so lächeln auch Floria Tosca, die Künstlerin, und Scarpia, der Polizeichef von Machiavellis Gnaden, in diesem entscheidenden Augenblick, der, und das rundet die Szene zur Farce, um einiges später eintritt als in der Partitur vermerkt. Sie lächeln sich an, während die Furie, die Tosca im roten Gewand seit einem halben Akt schon ist, das Messer etwas halbherzig in den Oberleib des Sadisten rammt, ach was rammt: sanft einführt.

Als sei der Herr aus Butter.
Die Szene nimmt für sich ein, und sie besitzt zentrale Aussagekraft, weil sie die Grund­idee der Inszenierung evoziert. Für Weimars Intendanten Stephan Märki, der – nachdem das Haus zum thüringischen Staatstheater belobigt wurde und damit à la longue Planungssicherheit hat – mit «Tosca» seine erste Opernregie wagt (im statuarischen Bühnenbild von Karoly Risz), sind die drei Hauptfiguren nicht mehr als Teilnehmer eines Spiels, dessen Regeln sie zu bestimmen meinen, während es genau andershe­rum ist: Sie sind die Marionetten; die Hand, die sie führt, sieht man nicht. Und so spielen sie ihr ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 50
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Editorial

Die scharfsinnigsten, zugleich unterhaltsamsten Randbemerkungen zur Bayreuther Dauerkabale stammen aus der Mitte des Wagner-Clans; sie finden sich in dem vor zehn Jahren erschienenen Buch «Wagner Theater» von Nike Wagner, der Tochter Wielands und Urenkelin Richard Wagners. Seit Cosima, so Nikes Leitgedanke, sich zur Hüterin des (testamentarisch nie fixierten)...

Rimsky-Korsakow: Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch

Zum 100. Geburtstag von Rimsky-Korsakow überraschte das Teatro Lirico in Cagliari mit einer szenisch und musikalisch gelungenen Inszenierung des Meis­terwerks «Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronia». Die Koproduktion mit dem Bolschoi Theater wird im Oktober auch in Moskau gespielt. Die vorletzte Oper des Komponis­ten wurde in...

Lob der Didaktik

Diese Kombination ist neu: Luigi Dallapiccolas «Il prigioniero» und Schönbergs «Ode to Napoleon» an ­einem Abend. Im Pariser Palais Garnier stand das bittere Nachkriegs-Opus auf Lord Byrons in Verse gegossene Abrechnung mit Napoleon am Anfang – ein schonungsloser Blick auf die Folgen der Diktatur. Ein Sprecher rezitiert den wilden Text zu den Klängen eines...