Hindemith: Cardillac

Augsburg

Opernwelt - Logo

Man muss nicht – wie Jean-Pierre Ponnelle in seinem auf DVD dokumentierten Münchner «Cardillac» von 1985 – den filmischen Expressionismus als Konzept wählen, um die Zwanzigerjahre-Vertonung der E. T. A.-Hoffmann-Erzählung von einem Goldschmied, der sich seine geliebten Geschmeide mittels Mord von den Käufern zurückholt, schlüssig zu erzählen.

Und gewiss hätte sich aus der Idee von Jörg Behr (Regie), Marc Weeger und Silke Willrett (Bühne und Kostüme), einen modernen Verkaufsraum mit geheimnisvoll beleuchteten Vitrinen für wertvolle Preziosen zum Zentrum der Oper zu machen, ein spannender Abend entwickeln können. Doch statt das Wagnis eines Einheitsraums zwischen tagheller Öffentlichkeit und nächtlichem Versteck eines schizophrenen, besitzergreifenden Künstlers einzugehen, wurden auf beständig sich bewegender Drehbühne auch die angrenzenden, rätselhaft möblierten Privaträume Cardillacs diffus bespielt.
Weder fand der Regisseur für den getriebenen Goldschmied (sehr differenziert gesungen von Mark Morouse) ein charakteristisches Repertoire an Gesten und Bewegungen noch für die übrigen Solisten. Sally du Randts sonst so überzeugende Bühnenpräsenz fehlte, musikalisch war sie mit ihrer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 48
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
Weitere Beiträge
Gounod: Faust

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Welt der Wissenschaft ist ein Kerker: ein schachtartiges schwarzes Halbrund, das Doktor Faust von oben bis unten mit naturwissenschaftlichen Formeln vollgeschrieben hat. Die Welt tätigen Menschenlebens ist aber auch nicht viel besser: ein klinisch weißes Halbrund – ein Altenheim, wie sich herausstellt, eine jener Verwahranstalten, darin...

Solide Festspielkost

Zwei Wagner-Inszenierungen, die zwar keine neuen Aspekte aufzeigen, aber durch ihre analytische Redlichkeit und gediegene Handwerklichkeit den Blick auf die Werke zumindest nicht verstellen, sind erstmals auf DVD greifbar.
Wolfgang Wagners Bayreuther «Meistersinger von Nürnberg» sind schon ein paar Jahre alt. Dabei ist es nicht uninteressant, die jetzt bei EuroArts...

Sanfte Magie

Er ist ein Dirigent, der die Oper nie zu einer Lebensform oder zum Lebensinhalt gemacht hat. Und das, obwohl er im Schatten des Mailänder Teatro alla Scala aufwuchs. Als Siebenjähriger besuchte Claudio Abbado den Operntempel zum ersten Mal, erlebte dort später Victor de Sabata, Toscanini, die junge Callas. Und doch war für ihn, den Sohn eines Geigers und...