Pandämonium der Seele
Eine zufällig aufgestöberte Internet-Seite führte dem Rezensenten ein Foto jener Aufführung vor Augen, die Händels «Orlando» nach langer Zeit des Vergessens wieder in die öffentliche Diskussion brachte: Halle 1922, Händel-Festspiele. Heutzutage geht man ironischer mit Barockopern um. Zumeist jedenfalls. Am Aalto Musiktheater hatte man 2001 mit Vivaldis «Ottone in villa» szenisch nicht viel riskiert. Das ist nun ganz anders, was vom Hausherrn Stefan Soltesz sicher listig eingefädelt wurde.
Er selbst, eigentlich ein Ausbund an Vielseitigkeit, übergab bei «Orlando» den Taktstock an Alessandro de Marchi, eine führende Kraft innerhalb der philologisch sattelfesten Alte-Musik-Szene. Schillernde Farbigkeit, souveräne Stilüberlegenheit, wie sie einem Spezialensemble in Fleisch und Blut überzugehen pflegen, kann sich ein «normales» Theaterorchester, selbst die vielgerühmten Essener Philharmoniker, nicht schlackenlos aneignen. Aber de Marchi durchpulst die Musik mit Energie, lässt sie lebendig und federnd erklingen.
Einmal schon hat der Dirigent mit dem Regisseur Tilman Knabe zusammengearbeitet: vor drei Jahren in Stuttgart bei Keisers «Masaniello». In diesem «Orlando» ist barockes Ambiente ...
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