Literarische Liebe
Manchmal weiß man schon nach wenigen Sekunden, wie musikalisch ein Regisseur, eine Regisseurin ist. An diesem Abend in Magdeburg, der voller musikalischer Zweifel steckt, weil das von Alexander Steinitz geleitete Orchester einen rabenschwarzen Tag erwischt hat, genügt die Ouvertüre, um solches festzustellen. Vorne, vor dem noch geschlossenen Vorhang, sitzen Menschen auf Stühlen und warten: eine Situation wie aus einem Tschechow-Stück.
Die Ouvertüre, darin die Gattung dieser Oper («Lyrische Szenen») bereits beglaubigt wird, erzählt von den Sehnsüchten dieser wartenden Frauen, von der Vergeblichkeit dieser Sehnsucht. Ja, fast könnte man sagen: Diese Ouvertüre erzählt schon die ganze Geschichte.
Die Hoffnungs- und die Seufzermotive, die einander gegenüberstehen, gemahnen daran. Und Vera Nemirova lässt dies nicht ungeschehen an den Figuren vorüberziehen. Jedesmal, wenn das Hoffnungsmotiv aufscheint, ein aufsteigendes Melodiefragment, erheben sich die Frauen. Um sich, beinahe im gleichen Moment, wieder zu setzen, gemeinsam mit dem Erklingen des abwärts geführten Seufzermotivs. Die Grundtendenz des Abends ist damit konstituiert. Und wird – was der Spannung nicht abträglich ist – in den ...
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Im Scheinwerferkreis erst eine Hand, dann eine rote Clownsnase, schließlich der, der sie sich aufsetzt: ein kleiner, dicker Mann, den blauen Frack überm Unterhemd, über der Smokinghose. Er stolpert wie Butler James, bloß über den Souffleurkasten, gibt mehrfach vergeblich das Zeichen zum Einsatz der Musik. Wir haben es mit dem wandelnden Leitmotiv des ganzen Abends...
Die Gästeliste las sich wieder einmal wie eine Traumbesetzung: Inge Borkh und Franz Crass, Horst Günter und Ingeborg Hallstein, Catarina Ligendza, Edda Moser, Eva Randová, Felicia Weathers und Spas Wenkoff – viele von denen, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf den Opernbühnen der Welt Rang und Namen gehabt hatten, verliehen dem diesjährigen...
Alle zwei Jahre führt Elena Obraztsova einen internationalen Gesangswettbewerb in St. Petersburg durch und öffnet damit den Preisträgern die Tür zu vielen Opernbühnen weltweit. Der Grundgedanke des Wettbewerbs mutet beinahe philanthropisch an: Da sich die meisten jungen Sänger in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion eine Reise zu den Wettbewerben im Ausland nicht...