Mozart: Idomeneo

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«Idomeneo» als hoch expressiver Vorgriff auf den «Don Giovanni»: Das ist ein nicht ohne Reibungsverluste durchzuhaltendes Konzept – vor allem dann, wenn ein Dirigent wie James Allen Gähres sein Orchester mit einem Nachdruck spielen lässt, dass das Ergebnis weniger einer Feinzeichnung als einem mächtigen Ölgemälde gleicht – und die Musiker sich auch spieltechnisch zu Grenzüberschreitungen gezwungen sehen.

Doch am Ende verschmolz Mozarts gro­ßer, kühner musikdramatischer Entwurf mit einer Szene, die als drehbarer Würfel zugleich abstrakt war und das Geschehen konkret ins Heute verlängerte: mit dem auf- und zuklappbaren Abbild lebensgroßer Karyatiden, durch die man – wie in Athen – auf eine moderne Betonwüs­te sieht, oder mit einer großen Flutwelle zwischen Wolkenkratzern – wie im Katastrophenfilm.
Antje Lenkeit, viel beschäftigte Schauspielregisseurin, inszenierte mit diesem «Idomeneo» nach zwei Uraufführungen nebst «Eugen Onegin» ihre vierte Oper und konnte – zumindest in der ersten Hälfte – der Versuchung nicht widerstehen, Arien wie Rezitative durch Aktion aufzuladen, mit den Gefühlen auch mal die Drehbühne taumeln zu lassen und die Handlung durch Schriftprojektionen auf dem Kubus ...

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Opernwelt Mai 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 60
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
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