Leidende und Liebende
Oslos Opernhaus soll mehr sein als nur ein Musentempel – begehbares Wahrzeichen der Stadt und gesellschaftlich relevanter Ort der Begegnung. Nach einigen schwierigen Jahren inklusive Corona-Pandemie zeigt sich das nun mit neuem Führungsteam auch in der Programmgestaltung.
Zur Spielzeiteröffnung kam ein Sujet auf die Bühne, das den Alltag vieler Menschen, nicht aber den offiziellen Diskurs bestimmt: «Fram» schildert die Welt- und Lebenswahrnehmung von Ameli, einer Frau, deren Leben von körperlichen Gebrechen und zunehmenden Konflikten mit ihrem Umfeld bestimmt wird, schließlich von Demenz.
Die Uraufführung in der technisch bestens ausgestatteten «Scene 2», der kleinen Spielstätte des Hauses, nimmt uns in eine Lebenswirklichkeit mit, die für Außenstehende immer fremder und nach innen immer intensiver wird: Ameli, eine pensionierte Soziologin (großartig verkörpert und gesungen durch Hege Høisæter), hat schon immer davon geträumt, den berühmten Polarforscher Fridtjof Nansen auf einer Expedition zu begleiten. Je größer die Beschwernisse im eigenen Haus und später im Heim werden, desto mehr bestimmen diese Träume ihre Realität. Sie trifft Hansen als blinde Passagierin auf seinem Schiff ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Stephan Knies
Untot, tot oder doch nur totgesagt? Lange hat sich die Operette in den Spielplänen wacker gehalten, brachte Quote und lockte ein Publikum in das Theater, dem Oper zu schwer und das zeitgenössische Musical zu modern war – weil sie ein Bedürfnis nach Eskapismus stillte. Sie war Prototyp einer frühen Popkultur, sprach sogar lange eine jüngere Generation an. Doch die...
Es ist im Grunde immer wieder dieselbe Geschichte. Und sie erzählt nicht nur von einem Durchbruch, sondern auch von einem lästigen Label: Nachfolgerin der Callas, diesen Titel wurde Renata Scotto nie richtig los. Im Herbst 1957 war es, als sich in Edinburgh ein angeblicher Callas-Skandal ereignete. Dabei hatte die gastierende Scala nur fünf Aufführungen vereinbart....
Das hohe Lob stammt aus berufenem Munde: «Sie gehört zum Stamm der Pioniere, der Wegbereiter. Sie ist uns vorausgegangen, hat Bäume gefällt, Felsen gesprengt und Brücken gebaut, um den Weg freizumachen für die nach ihr Kommenden.» Es war Virginia Woolf, die diese Worte wählte, um eine der wohl erstaunlichsten Komponistinnen aller Zeiten zu beschreiben – Ethel...