Konkurrenz für Wien?

Mit zwei glänzend dirigierten «Ring»-Abenden in Budapest hat Adam Fischer die Hoffnung auf einen Aufschwung der Ungarischen Staatsoper beflügelt. Wie der neue Chef des Hauses den Anschluss an Europa schaffen will

Wotan ist ein Loser – kläglich wird sein grandioses «Second-Life»-Konzept schei­tern. Doch am Schluss von «Rheingold» sieht alles noch vielversprechend aus. «Abendlich strahlt der Sonne Auge; in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg», schwärmt der Gott, kompetent vertreten durch den amerikanischen Heldenbariton James Johnson.

Wäh­rend­dessen führen uns die Videokünstler Torge Møller und Momme Hinrichs von «fettFilm» auf einer die Bühne füllenden Projektionsfläche die Donau entlang: Sie lassen die Kamera auf dem gerade zwei Jahre alten Budapester «Palast der Küns­te» ruhen, dem neuen Walhall ar­tis­ti­scher Repräsentation und Kreativität in der magyarischen Hauptstadt. Wir befinden uns in dessen Bauch, im Nationalen Konzertsaal: Wie ein Schiff ist er dem Zentralgebäude angedockt, ruhend auf Federn aus Gummi und Stahl, um den Raum von der Außenwelt abzuschirmen. Die untadelige Akustik, für die der Raumklang-Guru Russell Johnson und seine New Yorker Artec-Leute zeichnen, ermöglicht dem Dirigenten Adam Fischer eine in ihrer Feinheit und Differenzierung herausragende musikalische Interpretation des «Rheingold» und der «Walküre». Wann je hat ein Siegmund die «Winterstürme» wie ein ...

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Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Festspiele I, Seite 46
von Gerhard Persché, Maté Mesterházi

Vergriffen
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