Wer das Groteske sät, wird die Farce ernten
Silbern glänzte der Horizont und spiegelte sich in vielen kleinen und größeren Seen. Die Bäume davor schwarz und filigran, als wären sie Scherenschnitte. Grausame Ästhetik, denn die Seen waren überschwemmte Äcker und Wiesen; die viele Tage währende Juli-Sintflut hatte weite Strecken lieblicher englischer Landschaft unter Wasser gesetzt und zahlreiche Ortschaften verheert. Ambivalenz des Elementaren, Schönheit und sinnloses Unglück, von einer scheinbar gleichgültigen Macht nach Belieben verstreut.
Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott?
Fragen, die natürlich weit über den «Freischütz», über die Opernbühne überhaupt hinausreichen. Aber in diesem Jahr schienen sie zugleich eine Brücke zwischen Salzburg und Glyndebourne zu schlagen. Zwar stand Webers Oper 2007 nur an der Salzach im Spielplan, doch die Fragen fanden sich sinngemäß auch im Programmbuch des Festivals in den Sussex Downs. Um der hinter seiner Existenz befürchteten Sinnlosigkeit zu entfliehen, habe der Mensch sich Religion und Kunst erdacht, schreibt die Religionshistorikerin Karen Armstrong (nicht identisch mit der Sopranistin gleichen Namens) in ihrem Beitrag zur szenischen Aufführung von Bachs Matthäus-Passion. ...
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Ein «Traumpaar der Oper» wie in unseren Tagen Anna Netrebko und Rolando Villazón waren sie gewiss nicht. Wenn der «Löwe» und die «Tigerin» in einem Käfig, sprich: auf der Opernbühne aufeinander trafen, dann war eine Stimmung im Auditorium wie in Schillers berühmter Ballade «Der Handschuh». Die damals florierende Schallplatten-Industrie hat sie fein auseinander...
Man kann Verismo auch falsch verstehen wie die Macher jener seinerzeit im Fernsehen übertragenen Produktion, die Puccinis «Tosca» an den drei Originalschauplätzen in Rom spielen ließ: Kirche Sant’Andrea, Palazzo Farnese, Engelsburg. Das Drama um Macht, Liebe, Eifersucht, Verrat verkrustete in Musealität. Zu zeigen, dass die Sängerin Floria Tosca und ihr Geliebter,...
Nach der kurzen und von wenig Fortune begleiteten Ära Katia Ricciarellis verantwortet seit 2006 Pier Luigi Pizzi als künstlerischer Direktor die Geschicke des traditionsreichen Opernfestivals im mittelitalienischen Macerata. Pizzi, als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner seit Jahrzehnten auf den wichtigsten europäischen Opernbühnen präsent, gelang gemeinsam mit...