Zeitlose Antike
Die griechische Literatur kennt Elektra, Medea, Klytemnästra und manch andere mythologische Schreckensfrauen. Frank Wedekinds Femme fatale Lulu, das «wilde schöne Tier», die «Alleszerstörerin» übertrifft sie indes alle. Lulu gebraucht und vernichtet die Männer wie jene in ihr nur das Weib gebrauchen, bis sie es zerstören. Nicht verwunderlich, dass die Gestalt der Lulu vielen Griechen keineswegs fremd ist, hat dieser «Dämon des weiblichen Geschlechts» (Wedekind) doch durch und durch antikes Format.
Nikos Tsouchlos, Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor des Megaron, des gigantischen Athener Multifunktions-Konzerthauses und Konferenz-Centers, hat sich einen persönlichen Wunsch erfüllt, indem er Bergs «Lulu» jetzt erstmals nach Hellas holte: ins seit der letzten Olympiade und dem Beitritt des Landes zur EU prosperierende, prächtig aufgeputzte Athen. Als Anlass für das griechische «Lulu»-Debüt wählte Tsouchlos die Eröffnung jener neuen, tausendsiebenhundert Plätze bietenden Opernspielstätte des Megaron, die direkt neben dem großen Konzertsaal (zweitausend Plätze) liegt. 1991 war der elegante, großzügig in weißen Marmor gehüllte Komplex seiner Bestimmung übergeben worden. Man ...
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Zum Scheitern führen viele Wege. Die Regisseure der beiden Opern-Neuproduktionen zu Beginn der laufenden Spielzeit am Badischen Staatstheater, Robert Tannenbaum bei «Simon Boccanegra» und Denis Krief, der seine Auseinandersetzung mit dem «Ring des Nibelungen» nach dem «Rheingold» im vorigen Jahr jetzt mit der «Walküre» fortgesetzt hat, gingen von diametral...
Eine Oper mit einer von Liebe und Intrigen bestimmten, schlüssig und mit einem Schuss Kolportage ausgebreiteten Handlung, dazu von einer blühenden Melodik, die ins Ohr geht und Verdis knapp zwei Jahrzehnte früherem «Nabucco» in nichts nachsteht. Merkwürdig, dass sich Ferenc Enkels «Bánk Bán», in Ungarn geradezu kultisch als Nationaloper verehrt, im angrenzenden...
Fünf Jahre sind vergangen seit der Uraufführung eines Werks, das gleichsam einer imaginären Linie zwischen Wagners «Tristan und Isolde», Debussys «Pelléas et Mélisande» und Messiaens «Saint François d’Assise» folgt: Kaija Saariahos «L’Amour de loin». Schon damals waren nicht nur das Sujet, der Text und die suggestive Klangwelt der Oper, sondern auch die...