Ohrenoper
«Es gibt einen Ort in der Mitte des Erdkreises, zwischen Erde, Meer und Himmelszonen, die Grenzscheide der dreigeteilten Welt, von dort kann man alles, was irgendwo geschieht, sehen, sei es auch noch so weit entfernt, und jede Stimme dringt an das lauschende Ohr. Fama wohnt dort und hat sich an der höchsten Stelle ein Haus gebaut, ihm zahllose Eingänge und tausend Öffnungen verliehen und die Schwellen nicht mit Türen verschlossen. Tag und Nacht steht es offen, es ist ganz aus tönendem Erz, überall hallt es, wirft die Klänge zurück und wiederholt, was es hört.
» Ovids Erzählung vom «Haus der Fama» aus dem zwölften Buch der «Metamorphosen» hat den Komponisten Beat Furrer nach eigenem Bekunden schon immer fasziniert. Ein Haus aus Erz wird durch die hereinströmenden Klänge und Geräusche aus der Welt in Schwingungen versetzt – eine grandiose Vision, die förmlich nach Verwandlung in ein entsprechendes Musikwerk verlangt. Beat Furrer hat dieses Werk in Donaueschingen erstmals präsentiert, es wurde danach noch in Wien bei «Wien modern» aufgeführt, später wird noch Paris folgen.
Sieht so die Zukunft der Oper aus? Furrer nennt «Fama» vorsichtshalber ein «Hörtheater». Der Verweis auf Luigi ...
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