Kein Strahlemann
Zum Beispiel die Taube. Im Augenblick des Herniedersteigens vom Himmel als simples e in höherer Butterlage festgehalten. Gern genutzt für die Beweisführung in Sachen Pianissimo-Kultur und Atemtechnik, dabei schier endlos gedehnt. William Cochran singt über die Stelle nicht unbedingt hinweg, aber: kein Ausstellen von Tönen oder Phrasen, kein Entzücken an der eigenen Stimm-Potenz. Cochran nimmt Lohengrins Hit als das, was er in Wahrheit ist – eine Erzählung, eng orientiert an Wortbedeutung und Textrhythmus, wenn auch ein Stück weit entrückt vom Rest der Wagner’schen Partitur.
Ein typischer Moment für den US-Amerikaner, dem es ernst war. Und das betraf weniger sein Ego als seine Figuren.
Auch deshalb lässt sich die Kunst dieses Tenors nicht allein unter vokalen Gesichtspunkten bewerten. Seine Figuren-Deutungen hatten etwas Umfassendes, zutiefst Seriöses, Uneitles. Cochran gab sich offen, signalisierte Formbarkeit und Flexibilität, ohne seine eigenen Vorstellungen zu stark zurückzunehmen. Auch deshalb passte er perfekt ins Frankfurter Ensemble. Zu dessen Hochzeiten war er dort im besten Sinne der Heldentenor vom Dienst. Gipfelpunkt war sein Siegfried im legendären «Ring» von Ruth ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Markus Thiel
Mit den klassischen Formen wie Sinfonie und Sonate oder gar der Oper hatte die Nachkriegs-Avantgarde, die sich seit 1946 alle zwei Jahre bei den Darmstädter Ferienkursen traf, nichts im Sinn. Genau um sie aber rang der grüblerische Solitär Bernd Alois Zimmermann, der sich damit zwischen alle Stühle setzte. Stil war ihm zwar, wie er einmal bekannte, «nicht...
Besonders anmutig, fast erhaben klingt die Stellenbeschreibung im Lateinischen: «Cantor zu St. Thomae et Director Musices Lipsiensis». Aber auch ohne die phonetisch anspruchsvolle Aufhübschung zählt das Amt des Thomaskantors in Leipzig zu den prominentesten Jobs im Bereich der Kirchenmusik. Und das ist natürlich eng verbunden mit einem Namen: Johann Sebastian Bach....
alpha
06.03. - 21:45 Uhr
Rudolf Buchbinder spielt Brahms' 2. Klavierkonzert
Das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms, vom Komponisten ironisch als «kleines Konzertchen mit Scherzo» bezeichnet, ist eines der wichtigsten Klavierkonzerte der Romantik und gleichzeitig ein Vorbild für eine Vielzahl symphonisch konzipierter Solokonzerte in seiner Nachfolge.
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