Drama ist überall

In Salzburg gilt er als der kommende Mann für Mozart. 2023 soll er dort «Le nozze di Figaro» dirigieren. Bislang hat Raphaël Pichon vor allem mit seinem Ensemble Pygmalion Aufsehen erregt. Ein Gespräch über Konzeptkunst, die Angst vor Normalität und Intimität in Pandemiezeiten

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Herr Pichon, eines Ihrer wichtigsten Projekte 2022 sind drei zusammenhängende Programme, in denen Sie Ausschnitte aus Johann Sebastian Bachs Werken neu kombinieren. Ist das Ihr barocker «Ring»?
Es ist einfach ein neuer Weg, wie wir in Bachs Meisterwerke eintauchen und sie für uns entdecken können. Und es geht darum, wie wir mit seinem Erbe umgehen, mit seinem Testament – auch wenn das eine romantische Vorstellung zu sein scheint. Bach wollte die drei wichtigsten Kapitel im Leben Jesu darstellen: Geburt, Passion sowie Auferstehung und Himmelfahrt.

Die Idee ist nun, die entsprechenden Werke wirklich wie einen «Ring» zusammenzuführen. Das wird noch verstärkt dadurch, dass wir zum Beispiel dieselben Sänger für die Evangelisten-Partien oder den Christus haben. Außerdem gibt es eine Lichtregie und Positionswechsel der Künstlerinnen und Künstler im Saal – ohne das gleich «semikonzertant» nennen zu wollen.

Ein typisches Programm für Sie. Würden Sie sich als Konzeptkünstler bezeichnen?
Nein. Solche Programme sind keine Frage des Konzepts, sondern der Verantwortung. Wir bilden eine neue Generation von Interpreten. Wir müssen nicht mehr grundlegende Dinge herausfinden wie damals Nikolaus ...

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Opernwelt März 2022
Rubrik: Interview, Seite 30
von Markus Thiel

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