Giordano: Andrea Chénier
Eigentlich ist sie eine ihrer Paraderollen, die Maddalena in Giordanos Verismo-Melodram über klassensprengende Liebe und tödliches Leid zur Zeit der Französischen Revolution. Doch selbst eine Daniela Dessì schafft es offenbar nicht jeden Abend, mit einem durchaus dramatisch geladenen «Eravate possente» im zweiten Akt oder einer fragilen, auch in der Höhe zart fokussierten Verzweiflungsarie wie «La mamma morta» im dritten Funken zu schlagen.
Während die Premiere der aus Bologna ins Teatro Massimo übernommenen «Andrea Chénier»-Inszenierung dem Vernehmen nach nicht nur Dessì, sondern auch ihrem als Titelheld agierenden Bühnen- und Lebenspartner Fabio Armiliato stehende Ovationen bescherten, reagierte das Publikum am letzten der mit der Erstbesetzung ausgestatteten Vorstellungstage erstaunlich reserviert. Sizilianisches Temperament? Fehlanzeige.
Gewiss war das routinierte, wenig inspirierte, vor allem durch schleppende Tempi charakterisierte Dirigat Andrea Licatas nicht dazu angetan, irgendjemanden wirklich aus der Reserve zu locken. Und Giancarlo del Monacos an einem plüschigen Westend-Historismus à la «Les Misérables» orientierte Ausstattungsregie führt nur das Offensichtliche vor: ...
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