Aus dem Geist der Musik

Zürich, Händel: Giulio Cesare in Egitto

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Ihm und «La scintilla» galt der größte Beifall: Marc Minkowski und das Barockensemble der Oper Zürich waren zusammen mit fast durchweg in ihren Rollen debütierenden Sängern für diesen fesselnden Vier-Stunden-Abend entschieden mehr verantwortlich als Inszenierung, Bühne und Kostüme. Wann je – nicht einmal in Minkowskis eigener Aufnahme von Händels «Giulio Cesare in Egitto» – kann man die Wiederholungen in den Da-capo-Arien so variantenreich in der Dynamik, so musikalisch fesselnd und expressiv in der Auszierung erleben wie hier.

In den Lamenti reduzierte Minkowski die Lautstärke bis hin zum leise verdämmernden Flüs­tern; in den schnellen, aggressiven Arien dagegen feuerte er seine Musiker stets dazu an, noch eine Spur heftiger und greller zu artikulieren. Die Koloraturen dienten immer einer Intensivierung des Ausdrucks, interpolierte hohe Töne gab es erst gegen Ende, gleichsam der Klimax des Dramas geschuldet. Daneben waren freilich auch die Rezitative wie viele instrumentale Vor- und Nachspiele von einer lodernden Intensität erfüllt. Nur schade, dass es nach allen Nummern Applaus gab, was selbst in einer Händel-Oper den musikalisch-drama­tischen Fluss stört.
Aber fatalerweise ...

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Opernwelt Mai 2005
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
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