Die Zeit der Märchen ist vorüber
Schwüles Gedünst? Es ist eher ein Hauch von Grünem Hügel, der am Theatervorplatz nahe dem Tinguely-Brunnen in der Luft liegt. Originale Nürnberger Rostbratwürste und echtes Bayreuther Bier werden da in den Pausen feilgeboten – zu Preisen, die sich von denen der Pausengastronomie der Richard-Wagner-Festspiele nicht besonders unterscheiden. Für den Besucher jedenfalls soll von vornherein klar sein: Das Theater Basel offeriert hier mehr als einen neuen «Ring», übrigens den ersten seit über 40 Jahren.
Es ist, wie Intendant Benedikt von Peter nicht müde wird zu betonen, ein ganzes Festival, das sich, mit Unterbrechungen, über einen Zeitraum von drei Jahren erstrecken soll. Die ersten beiden Teile der Tetralogie gibt es zum Auftakt dieser Spielzeit, «Siegfried» und die «Götterdämmerung» folgen im Herbst 2024. Und drei zyklische Aufführungen im Frühjahr 2025.
Das ist aber sozusagen nur der Kern einer ganzen Matrix von Bezugsgeflechten. Wie von Peter schon bei der Präsentation des Projekts betonte: «Das große Ego Wagner braucht andere Stimmen nebenbei.» Die flankieren das Projekt mit zahlreichen Zutaten und kritischen Kommentaren – von der partizipativen Chorinstallation in Es-Dur (!) bis ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Alexander Dick
Als Jean-Baptiste Lully 1687 starb, stand die Tragédie en musique vor einem epochalen Umbruch. Zwei Musiker schlugen neue Wege ein – André Campra und Henry Desmarest. Campra trug den Sieg davon, weil Desmarest, der begabteste Komponist in Lullys Nachfolge, 1699 aus Frankreich fliehen musste. Es dauerte mehr als drei Jahrhunderte, bis mit der 1694 uraufgeführten...
Wenige Regisseure haben Wagners Tetralogie gleich zweimal inszeniert. Götz Friedrich beispielsweise legte einen «Ring» für Covent Garden und einen weiteren für die Deutsche Oper Berlin vor. Am Royal Opera House startete nun mit dem «Rheingold» die neue Lesart von Barrie Kosky, der den «Ring» ab 2009 schon in Hannover inszenierung hatte.
Noch vor Beginn des...
Es ist im Grunde immer wieder dieselbe Geschichte. Und sie erzählt nicht nur von einem Durchbruch, sondern auch von einem lästigen Label: Nachfolgerin der Callas, diesen Titel wurde Renata Scotto nie richtig los. Im Herbst 1957 war es, als sich in Edinburgh ein angeblicher Callas-Skandal ereignete. Dabei hatte die gastierende Scala nur fünf Aufführungen vereinbart....