Die Zeit der Märchen ist vorüber

Großdimensioniert, zu klein gedacht: Der Basler «Ring» startet mit zwei szenisch wie musikalisch enttäuschenden Abenden

Schwüles Gedünst? Es ist eher ein Hauch von Grünem Hügel, der am Theatervorplatz nahe dem Tinguely-Brunnen in der Luft liegt. Originale Nürnberger Rostbratwürste und echtes Bayreuther Bier werden da in den Pausen feilgeboten – zu Preisen, die sich von denen der Pausengastronomie der Richard-Wagner-Festspiele nicht besonders unterscheiden. Für den Besucher jedenfalls soll von vornherein klar sein: Das Theater Basel offeriert hier mehr als einen neuen «Ring», übrigens den ersten seit über 40 Jahren.

Es ist, wie Intendant Benedikt von Peter nicht müde wird zu betonen, ein ganzes Festival, das sich, mit Unterbrechungen, über einen Zeitraum von drei Jahren erstrecken soll. Die ersten beiden Teile der Tetralogie gibt es zum Auftakt dieser Spielzeit, «Siegfried» und die «Götterdämmerung» folgen im Herbst 2024. Und drei zyklische Aufführungen im Frühjahr 2025.

Das ist aber sozusagen nur der Kern einer ganzen Matrix von Bezugsgeflechten. Wie von Peter schon bei der Präsentation des Projekts betonte: «Das große Ego Wagner braucht andere Stimmen nebenbei.» Die flankieren das Projekt mit zahlreichen Zutaten und kritischen Kommentaren – von der partizipativen Chorinstallation in Es-Dur (!) bis ...

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Opernwelt November 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Alexander Dick

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