Die Zeit der Märchen ist vorüber
Schwüles Gedünst? Es ist eher ein Hauch von Grünem Hügel, der am Theatervorplatz nahe dem Tinguely-Brunnen in der Luft liegt. Originale Nürnberger Rostbratwürste und echtes Bayreuther Bier werden da in den Pausen feilgeboten – zu Preisen, die sich von denen der Pausengastronomie der Richard-Wagner-Festspiele nicht besonders unterscheiden. Für den Besucher jedenfalls soll von vornherein klar sein: Das Theater Basel offeriert hier mehr als einen neuen «Ring», übrigens den ersten seit über 40 Jahren.
Es ist, wie Intendant Benedikt von Peter nicht müde wird zu betonen, ein ganzes Festival, das sich, mit Unterbrechungen, über einen Zeitraum von drei Jahren erstrecken soll. Die ersten beiden Teile der Tetralogie gibt es zum Auftakt dieser Spielzeit, «Siegfried» und die «Götterdämmerung» folgen im Herbst 2024. Und drei zyklische Aufführungen im Frühjahr 2025.
Das ist aber sozusagen nur der Kern einer ganzen Matrix von Bezugsgeflechten. Wie von Peter schon bei der Präsentation des Projekts betonte: «Das große Ego Wagner braucht andere Stimmen nebenbei.» Die flankieren das Projekt mit zahlreichen Zutaten und kritischen Kommentaren – von der partizipativen Chorinstallation in Es-Dur (!) bis ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Alexander Dick
In seiner fünfaktigen französischen Fassung kommt Giuseppe Verdis «Don Carlos» dem Ideal einer perfekten Oper ziemlich nahe: Alle Figuren besitzen psychologische Glaubwürdigkeit. Wenn sie auch ihren historischen Vorbildern aus den langen Kriegszeiten des 16. Jahrhunderts mit dichterischer Freiheit nachgebildet sind (was für Schillers «dramatisches Gedicht» ebenso...
Salome, schönste Blume des Morgenlands? Nein, falsches Stück, falsches Genre. «Die alte Hur’ is net umzubringen», soll Robert Stolz über seinen (nach der Prinzessin benannten) «orientalischen Foxtrott» gesagt haben. In der Volksoper Wien aber steht nicht etwa irgendeine Stolz’sche «Salome»-Revue auf dem Programm, sondern Strauss’ seinerzeit skandalös-monströser...
Der Chor schwimmt, und das vorzüglich. Gewöhnlich ein Handikap von Laienvereinigungen, erweist sich die Tätigkeit hier als Kompetenzzuwachs von Profis, denn die Mitglieder gleich dreier Chöre singen nicht nur sitzend am Ufer des riesigen Bassins, das in den Hangar 1 des Flughafens Tempelhof gesetzt wurde, sie harren nicht nur schiffbrüchig auf einem Floß aus,...