In der schönen blauen Donaumonarchie
Untot, tot oder doch nur totgesagt? Lange hat sich die Operette in den Spielplänen wacker gehalten, brachte Quote und lockte ein Publikum in das Theater, dem Oper zu schwer und das zeitgenössische Musical zu modern war – weil sie ein Bedürfnis nach Eskapismus stillte. Sie war Prototyp einer frühen Popkultur, sprach sogar lange eine jüngere Generation an. Doch die Popkultur der 1960er-Jahre, die damit verbundene gesellschaftliche Revolution und die sich neu formende Jugendkultur setzten dem ein Ende.
Welcher Jugendliche geht heute noch in eine Operettenvorstellung?
Vielleicht die falsche Frage. Ihr vorausgehen muss die nach den Aufführungen. Wo wird noch Operette gespielt? Die jüngste Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins weist für die noch von der Pandemie betroffene Spielzeit 2021/22 unter den 25 meistgespielten Musiktheaterwerken an deutschen Theatern nur drei Operetten aus: «Die lustige Witwe» (Platz 10), «Die Fledermaus» (12) und «Im Weißen Rössl» (24). Unbekannte Operetten auf der Bühne wiederzubeleben ist ein Wagnis, gleich in mehrfacher Hinsicht. Wer schaut sich an, was er nicht kennt? Und dann: Wie passen die Geschichten von den «süßen Mädels», den «feschen Leutnants» ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Magazin, Seite 72
von Alexander Dick
Als die Ruhrtriennale 2002 unter der Intendanz von Gerard Mortier als Kunstfestival für das Ruhrgebiet erstmals über die Bühne(n) ging, stellten sich dem Gründungsteam zwei Hauptaufgaben, an denen sich auch seine bislang sechs Nachfolger abgearbeitet haben: Wie lassen sich, erstens, die von der Industrie verlassenen Baudenkmäler von der Bochumer Jahrhunderthalle...
Das Ende ist der Anfang. Ein Herrscher zeigt, von Huldigungsklängen in strahlendem Dur begleitet, göttergleiche Milde und vergibt seinen Verschwörern, erst dem in sich zusammengesunkenen Sesto, dann der auch jetzt noch stolzen Vitellia. In Mozarts (vorgeblicher) Krönungsoper «La clemenza di Tito» ist es nach etlichen Irrungen, Wirrungen (und Falschmeldungen) die...
Es ist im Grunde immer wieder dieselbe Geschichte. Und sie erzählt nicht nur von einem Durchbruch, sondern auch von einem lästigen Label: Nachfolgerin der Callas, diesen Titel wurde Renata Scotto nie richtig los. Im Herbst 1957 war es, als sich in Edinburgh ein angeblicher Callas-Skandal ereignete. Dabei hatte die gastierende Scala nur fünf Aufführungen vereinbart....