Der doppelte Spiegel
Just als Jewgeni Prigoschin sich mit seiner schwerbewaffneten Wagner-Truppe auf Moskau zubewegte, wurde im Bolschoi-Theater Schostakowitschs Oper «Lady Macbeth von Mzensk» (in der revidierten Version, als «Katerina Ismailova») gespielt, und einige Zuschauerinnen und Zuschauer dachten für einen Moment, sie würden nach der letzten Gefängnisszene auf die Straße gehen und einem neuen Bösewicht in die Arme laufen. Doch in der Pause stellte sich heraus, dass Prigoschin seinen Marsch beendet hatte, ein Tyrannen-«Tausch» nicht stattfinden würde.
Und doch zeigten die drei letzten Moskauer Premieren der Spielzeit 2022/23, dass den Theatern zurzeit nichts anderes als ein bitteres Lachen übrig bleibt, während die Katastrophe in der Ukraine ihren Lauf nimmt. Jede beliebige negative Reaktion auf die Wirklichkeit hat im Grunde eine Chance, umgesetzt zu werden. In der Neuen Oper wurde konzertant, ohne Dialoge und nur mit vulgären Gedichtkommentaren Adolphe Adams «Le Postillon de Lonjumeau» aufgeführt. Clément Nonciaux, der nach seinem Sieg bei den Rachmaninow-Wettbewerben in Moskau schon einige Male am Pult stand, wählte für sein Dirigat einen französischen Tonfall. Mit den tückischen ...
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Opernwelt 2023
Rubrik: Magazin, Seite 90
von Alexej Parin
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