Alter Meister
Die Unterwelt des Bewusstseins, ihr rätselhaft Abgründiges und Monströses, hat Harrison Birtwistle schon immer fasziniert. Zumal in den Bühnenwerken findet die Vorliebe des 73-jährigen Doyens der britischen Komponistenszene beredten Ausdruck. Gleich der (vor vier Jahrzehnten in Aldeburgh uraufgeführte) Erstling steckte ein Terrain ab, das auf der Nachtseite der Vernunft liegt: «Punch and Judy».
Ein Einakter, der kühn auf der Grenze zwischen schmerzender Tragik und schriller Komik laviert, mit jener populären Puppenspielfigur im Mittelpunkt, die – halb Kasperle, halb Killer – vor allem in fliegenden Theaterbuden an Britanniens Seepromenaden ihr schaurig unterhaltsames Unwesen treibt. In «The Second Mrs. Kong» (1994) griff Birtwistle einen klassischen Topos der Kino-Folklore auf: das Drama vom Affen-Toren, der sich in eine Menschenfrau verliebt. Die Legende von Orpheus und Eurydike, von Beginn an ein zentrales Motiv der Operngeschichte, zieht sich gar wie ein roter Faden durchs weitläufige Œuvre. «The Mask of Orpheus» (1986) dekonstruierte den antiken Plot, um Bedingungen und Potenzial eines ästhetisch avancierten Musiktheaters auf der Höhe unserer Zeit zu erproben. «Gawain» (1991), ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Frau Ptassek, Sie haben im Dezember 2007 in Mannheim erstmals die Violetta in Verdis «La traviata» gesungen, eine der ganz großen Rollen des romantischen Sopranrepertoires. Wie fühlt man sich bei einem solchen Debüt?
Die Violetta zu singen war immer mein Traum. Nun ist er in Erfüllung gegangen, und ich bin sehr glücklich darüber. Das war ein großer Schritt in...
Sie sind zur Zeit gewissermaßen von Ihren Namensvettern umstellt: Vor Ihrem Partiedebüt mit dem Don Carlo di Vargas in «La forza del destino» im März an der Wiener Staatsoper sangen Sie im «Don Carlos» in Valencia den Rodrigo, Marchese di Posa: zwei ziemlich gegensätzliche Charaktere. Welcher der beiden ist Ihrem Herzen näher?
Haben Sie mehrere Kinder? Welches...
Am Ende stehen drei Kreuze: In lichtem Lohengrin’schen A-Dur, der in ihrem doppelten Symbolgehalt – sie steht zugleich für Golgatha und die heilige Trinität – wohl christlichsten aller Tonarten, verkündet der Chor am Ende von Walter Braunfels’ Jeanne d’Arc-Oper den Sieg des Glaubens. Die Befreierin Frankreichs ist zwar auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, doch...