Belcanto-Trouvaillen
Aus Anlass seines zwanzigjährigen Jubiläums legt das Turiner Raritäten-Label Nuova Era eine Reihe seiner Aufnahmen zum günstigen Sonderpreis neu auf. Gespart wird am Booklet, das das Libretto nur noch in der Originalsprache enthält. Eine Empfehlung aber ist Bellinis «Bianca e Fernando» (1828) wert. Dies nicht nur, weil es sich um die zweite Oper eines 26-jährigen Genies (in der Zweitfassung) handelt. Bei der Vertreterin der weiblichen Titelrolle, Young Ok Shin, fragt man sich auch, warum die Koreanerin keine Weltkarriere gemacht hat.
Ihr weiches, lyrisches Timbre, das man nicht anders als mit dem italienischen Prädikat «dolce» umschreiben kann, entspricht dem wollüstigen Lyrismus des sizilianischen Romantikers ideal. Ihre Koloratur ist atemberaubend, die Höhe leuchtend, die Phrasierung edel und doch expressiv, die Gestaltung zu Herzen gehend, das Material perfekt fokussiert und beherrscht. Kurz: Man bleibt nicht unberührt von dieser Mutter und Tochter, die erst um das Leben ihres Vaters, dann um das ihres Kindes kämpfen muss.
«Bianca e Fernando» ist ein später, melodienseliger Ausläufer der Rettungsoper der Französischen Revolution (siehe «Fidelio»), in der (wie im 20. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Auch in der letzten Premiere vor seinem Wechsel nach Nürnberg ist Gelsenkirchens Intendant Peter Theiler mit Giacomo Meyerbeers «L’Africaine» wieder zu einer Erkundungsreise in die Welt des französischen 19. Jahrhunderts aufgebrochen. Kaum ein anderes Werk der Opernliteratur dürfte eine längere Entstehungsgeschichte gehabt haben als die 1837 unmittelbar nach den...
Auch in seinem neuesten, vierzehnten Werk für das Musiktheater ist Giselher Klebe dem Genre der Literaturoper treu geblieben. Anders als in allen vorausgegangenen Werken fiel die Wahl des jetzt 82-Jährigen, der seit 1957 als Kompositionsprofessor in Detmold lebt, jedoch erstmals auf einen heiteren Stoff, Nikolaj Gogols 1836 uraufgeführte Komödie «Der Revisor»,...
Wenn ein Herr Knecht und ein Herr Remmele in Schwaben eine Oper schreiben, dann erwartet man nicht gerade ein weltläufiges Werk. Der Blick in Remmeles Libretto der «Aeolsharfe» verstärkt den Eindruck. Es gibt eine Melilla und eine Melitta, eine Bulline und einen Bull – der manchmal auch zärtlich «Bullchen» genannt wird. Dass diese 1808 von Justin Heinrich Knecht...