Zum Totlachen
Irgendwann im fortgeschrittenen Stadium von «Der Geizige» rollt Harpagon einen staubigen und schon ziemlich abgetretenen Perserteppich in Bert Neumanns Jahrmarktsguckkastenbühne aus. Stammgäste kapieren sofort, dass die aggressive Seitenlage, in die Martin Wuttke sich darauf wirft, nicht ohne Häme den Kollegen Wolfram Koch in der «(S)panischen Fliege» zitiert. Dort hatte Ende der letzten Spielzeit Regisseur Herbert Fritsch einen Perserteppich zur bühnenfüllenden Skulptur erhoben und mit einem daruntergeschobenen Trampolin Lachsalven in Serie produziert.
Kein Zweifel: Am Rosa-Luxemburg-Platz schwelt ein Geschmacksstreit darüber, wie die richtige Komödie auszusehen hat. Natürlich beansprucht Frank Castorf, der anno 1993 Heiner Müllers «Die Schlacht» sowie Wilhelm Jacobs und Carl Laufs Schwank mit Schlangenslapstick (Herbert Fritsch!) und Kartoffelsalat (Henry Hübchen!) zur legendär gewordenen «Pension Schöller» verzahnte, die Deutungshoheit über das Genre. Mit einigen selten gespielten Fundstücken hat der Intendant in den letzten Jahren ans alte Erfolgsrezept anzuschließen versucht – 2008 ziemlich erfolgreich mit Alexandre Dumas’ «Kean» (in Kombination mit Müllers «Hamletmaschine»), ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Chronik, Seite 55
von Eva Behrendt
Aachen, Grenzlandtheater
13.8. Hamilton, Gaslicht
R. Anja Junski
19.9. Shakespeare,
Ein Sommernachtstraum
R. Ulrich Wiggers
Aachen, Theater
21.9. Schwab, Präsidentinnen
R. Roland Hüve
23.9. Shakespeare, Macbeth
R. Ludger Engels
29.9. Herrndorf, Tschick
R. Lilli-Hannah Hoepner
Altenburg/Gera, TPT
30.9. Tabori, Mein Kampf
R. Deborah Epstein
Annaberg, Eduard-von-
Winterstein-Theater
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Terry, die Performerin mit den langen, etwas zersaust wirkenden Haaren, setzt ihre Worte in ihrem ganz eigenen Rhythmus, mit Bedacht, ein wenig schleppend: «Eine gute Geschichte braucht einen guten Anfang, Charaktere, Vorbilder, beste Freunde, Feinde, Überraschungen …» Die Aufzählung zieht sich in die Länge. Während Terry spricht, macht sich unter den fünf anderen...
So etwas kann natürlich auch gehörig schief gehen. Wenn bei angestrengter Gutmenschlichkeit nur noch die pure Ambition zu erkennen ist. Wenn die Bühne zum Infostand wird und das gute Gewissen zum Regiekonzept. Wenn man Hilfsbereitschaft mit Folklore garniert und am Ende multikulturelle Friedens- und Freudentänze aufführt. Wenn man Schwarz-Weiß-Malerei betreibt und...