Weiterwursteln!
Zum Glück gibt es den Hund. Titelheld, Referenzvieh, Kommentator. Bakunin heißt er, spricht wie ein Buch und ist somit in keinem Haustier-Klischee auch nur ansatzweise unterzubringen. In Dirk Lauckes (Anti-)Gentrifizierungsposse «Bakunin auf dem Rücksitz», von Sabine Auf der Heyde in den Kammerspielen des Deutschen Theaters uraufgeführt, ist der Hund des toten Jörg – Pflegefall, Alkohol-affin, Johnny-Cash-Verehrer –, der den Gashahn aufdrehte, als ihm die Kündigung in die Wohnküche flatterte, der Rettungsanker vor allzu viel Klischee und Sentiment.
Trocken, cool und sophisticated kommentiert Matthias Neukirchs dandyesker Köter mit der Leine um den Hals zum Nadelstreifenanzug mit interesselosem Wohlgefallen das interessengesteuerte Zusammentreffen diverser (Kreuzberger, Friedrichshainer) Kieztypen, die dem toten Jörg ihre Referenz erweisen. Allen voran Immobilienhai Steven (Moritz Grove, von höchst zweckdienlicher äußerer Ähnlichkeit mit FDP-Lindner), der die heruntergekommene Bude einer schöneren, profitversprechenden Zukunft mit gutem Gewissen zuführen will: als «Car Loft» mit Balkon-Abstellfläche fürs strom-getriebene Auto. Passenderweise liiert mit der eher grünen ...
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So ähnlich wie Matze in dem Stück «Ultras», das im Thalia-Theater Halle vor einem Jahr für erheblichen Wirbel sorgte, geht es der Bühne nun selber. «Manchmal ist es absurd», sagt der zu so ziemlich allem bereite Fußballfan da, «manchmal hörst du sowas wie: ‹geile Choreo!› und so. Aber die Leute haben gar keine Ahnung. Weil der, ders entworfen hat, steht mit...
«Maximum City» nennt der Autor Suketu Metha Bombay, und seine gleichnamige journalistische Erzählung beginnt mit dem Satz: «Bald werden mehr Menschen in Bombay leben als auf dem australischen Kontinent.» (Suketu Metha: Maxium City – Bombay, Lost and Found, Vintage, 2005) Man schätzt Bombays gegenwärtige Einwohnerzahl auf über 20 Millionen, die Bevölkerungsdichte...
«... oder Ein Puppenhaus»: Den Titel wörtlich nehmend, dreht sich Nora als Ballerina im Babydoll und mit plustrigem Rothaar auf giftgelbem Boden der Oberhausener Bühne, die bis auf eine grellgrüne Tannenbaum-Silhouette leer und von jederlei bürgerlichem Inventar verschont bleibt. Nora gehört ganz ins 19. Jahrhundert. Aber diese hier nicht in ein Salonstück und...