Weiterwursteln!
Zum Glück gibt es den Hund. Titelheld, Referenzvieh, Kommentator. Bakunin heißt er, spricht wie ein Buch und ist somit in keinem Haustier-Klischee auch nur ansatzweise unterzubringen. In Dirk Lauckes (Anti-)Gentrifizierungsposse «Bakunin auf dem Rücksitz», von Sabine Auf der Heyde in den Kammerspielen des Deutschen Theaters uraufgeführt, ist der Hund des toten Jörg – Pflegefall, Alkohol-affin, Johnny-Cash-Verehrer –, der den Gashahn aufdrehte, als ihm die Kündigung in die Wohnküche flatterte, der Rettungsanker vor allzu viel Klischee und Sentiment.
Trocken, cool und sophisticated kommentiert Matthias Neukirchs dandyesker Köter mit der Leine um den Hals zum Nadelstreifenanzug mit interesselosem Wohlgefallen das interessengesteuerte Zusammentreffen diverser (Kreuzberger, Friedrichshainer) Kieztypen, die dem toten Jörg ihre Referenz erweisen. Allen voran Immobilienhai Steven (Moritz Grove, von höchst zweckdienlicher äußerer Ähnlichkeit mit FDP-Lindner), der die heruntergekommene Bude einer schöneren, profitversprechenden Zukunft mit gutem Gewissen zuführen will: als «Car Loft» mit Balkon-Abstellfläche fürs strom-getriebene Auto. Passenderweise liiert mit der eher grünen ...
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So ähnlich wie Matze in dem Stück «Ultras», das im Thalia-Theater Halle vor einem Jahr für erheblichen Wirbel sorgte, geht es der Bühne nun selber. «Manchmal ist es absurd», sagt der zu so ziemlich allem bereite Fußballfan da, «manchmal hörst du sowas wie: ‹geile Choreo!› und so. Aber die Leute haben gar keine Ahnung. Weil der, ders entworfen hat, steht mit...
Wenn du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht tatsächlich hinter dir her sind. Nach diesem Prinzip singen Kinothriller gern das Loblied auf das aufrechte Individuum, das gegen alle Widerstände die Schweinereien eines manipulativen Systems aufdeckt. Ein paar von diesen Filmen hat offenbar auch Peter Evans gesehen: Der anfangs nur verklemmt-schüchtern...
Sollte vom deutschen Privatfernsehen, dieser großartigen Trashverfertigungsanstalt für alle, von all seinen Primatenbräuten namens Daniela Katzenberger und Mittelstandsmarionetten wie Lena Meyer-Landrut einmal nichts übrigbleiben als ein dickes, orangefarbenes Buch, dann, ja dann darf man sagen: Es hat sich gelohnt. Jahre der Plackerei in den Castingfabriken der...
