Von der Larve zum Schmetterling

Lars-Ole Walburg und Judith Gerstenberg fremdelten am Staatsschauspiel erst mit Hannover, entwickelten dann aber ein umso nachhaltigeres Zusammenleben

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Als Lars-Ole Walburg 2009 in Hannover seine Intendanz begann, war er Teil eines großen Posten-Karussells, über das jedes Feuilleton schrieb. An acht bedeutenden Theatern im deutschsprachigen Raum wechselte die Leitung. Eine Frau (Barbara Frey in Zürich) und sechs Männer sagten «Grüezi», «Servus», «Moin» und «Tach» zum neuen Publikum in Berlin (Ulrich Khuon), Dresden (Wilfried Schulz), Hamburg (Joachim Lux), Frankfurt (Oliver Reese) und Wien.

Ach nein, dort sagte Matthias Hartmann zur Begrüßung über sich selbst: «Sie haben das Beste gewollt, Sie bekommen es auch!» In München an den Kammerspielen verabschiedete sich Frank Baumbauer dagegen bescheiden vom Theater, wie es seine Art ist, mit leisem Adieu, um mit einem Jahr Verzögerung von Johan Simons beerbt zu werden.

Ulrich Khuon und Joachim Lux sind auch nächste Saison noch an ihrem Platz, aber ansonsten sind die zehn Jahre, die Walburg in Hannover geblieben ist, eine biblische Laufzeit für deutsche Theaterleiter. Das grenzt ans Wurzelschlagen. Und dabei ging es so überhaupt nicht herzlich los mit dem Rostocker und den Niedersachsen. Denn Walburg versprach Hannover, wo bekanntlich das sauberste Hochdeutsch, das so genannte ...

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Theater heute August/September 2019
Rubrik: Bilanz Hannover, Seite 38
von Till Briegleb

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