Stolpern in Becketts Schuhen
So schnell geht’s: Vor einem Jahr war man noch überrascht von Nis-Momme Stockmanns berührend rückhaltloser Darstellung ohnehin antriebsarmer Söhne, die durch die Gegenwart des Vaters völlig paralysiert werden. Jetzt meint man schon, sie wiederzuerkennen. Und dennoch ist das jüngste Stück keine bloße Variation des Bekannten, sondern eher eine Mischung aus Weiterentwicklung und Reduktion.
Denn bisher waren diese Angstbeschwörungen eingebunden in größere Konflikte mit der Außenwelt, etwa dem kapitalistisch-sozialen Gesellschaftsnetz («Der Mann der die Welt aß») oder der Seelensaftpresse des Theaterbetriebs («Ein Schiff wird kommen»). «Die Ängstlichen und die Brutalen» hingegen docken nur noch an sich selber an.
Es treten auf: die Brüder Berg und Eirik, die ihren Vater tot in dessen Wohnung auffinden – im Sessel verstorben mit, wie sich beim Näherkommen herausstellt, Katzenkacke auf und eigener Notdurft in der Hose. Was tun? In einer Mischung aus Scham, Ekel und Ringen um einen Rest Würde wird die Leiche gewaschen und aufs Bett gelegt – woraufhin sich erst recht keiner der beiden mehr traut, einen Bestatter oder die Polizei anzurufen: «Wie sollen wir das erklären ... Dass er hier auf ...
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Theater heute Januar 2011
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Andreas Jüttner
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