Eine andere Geschichte
Seit ein paar Monaten heißt Sesede Terziyan an manchen Abenden Sonia Kelich. Dann sitzen besonders viele Menschen im kleinen Zuschauerraum des stuckverzierten Theatersaals im Ballhaus an der Naunynstraße und verfolgen hin- und hergerissen, wie die kleine Person im korrekten Kostümchen zum dunkelblonden Dutt mit der Pistole in der Hand ein Rudel unbezwingbar vitaler türkischer Jungmachos und zwei Mädchen nötigt, zu Ferdinand und Luise zu werden, zu Franz und Karl Moor: ein furioses Exempel in ästhetischer Erziehung, vermutlich nicht ganz im Sinne Schillers.
«Verrücktes Blut» heißt der Abend und ist eine kleine Sensation. Die Premiere im September bei der Ruhrtriennale fiel mitten in die absurde Sarrazin-Debatte um die angeblich genetische Unmöglichkeit, aus Türken Erfolgsmenschen und Bildungsbürger zu machen. Die Behauptung des Gegenteils, die der türkische Regisseur Nurkan Erpulat und der deutsche Dramaturg Jens Hillje in Anlehnung an den französischen Film «La journée de la jupe» in verrückten Wendungen und Mehrfachbrechungen aller Klischees auf die Bühne brachten, passte wie eine gewitzt platzierte Faust aufs verbiesterte Auge des Berliner Ex-Senators und wurde euphorisch begrüßt. ...
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Theater heute Januar 2011
Rubrik: STARTS/AUFFÜHRUNGEN, Seite 6
von Barbara Burckhardt
Es beginnt mit dem ganz großen Tusch vor festlich gedecktem Büffettisch: Tätaratä. Und: nichts. Wieder: Tätaratä. Wieder nichts. Das Spiel wiederholt sich einige Male, dann endlich betritt der Preisträger in Literatenschwarz die Bühne und dankt: für den soeben verliehenen Literaturpreis, der ihm zu echter Freude jedoch nicht gereicht. Denn jetzt flippt er aus,...
Fernsehen
Samstag, 1.
19.00, Theaterkanal: Theaterlandschaften:
Staatstheater Braunschweig – ein Film
von Dag Freyer
Sonntag, 2.
14.00, arte: Lust auf Theater: Grimms Märchen –Das Mädchen ohne Hände, Regie Olivier Py. Aufzeichnung aus dem Centre Dramatique National in Orléans (2006)
21.00, arte: Die Bartholomäusnacht –
französischer Spielfilm (1994) von Patrice Chéreau,...
Eine der schönsten, kindlichsten, aber natürlich auch alleraltmodischsten Verabredungen im Theater ist, dass das Publikum das, was auf der Bühne erscheint, für die Dauer des Spiels als «wahr» betrachtet. Marius von Mayenburg, Hausautor, Dramaturg und mittlerweile auch Regisseur an der Berliner Schaubühne, hat eine surreale Komödie geschrieben, in der diese...