Blühende Landschaften

Mit Rimini Protokoll, dem HAU und anderen Verbündeten auf deutsch-vietnamesischer Spurensuche

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Du wirst die Chancen, die vor Dir liegen, erfolgreich nutzen», verspricht der Glückskeks, den mir Anthony Chu in seinem kleinen Projekt-Wohnwagen auf der Parkplatztristesse vor dem vietnamesischen Groß­handelscenter «Dong Xuan» in Berlin-Lich­tenberg mit auf den Theaterweg gibt. Dong Xuan heißt so viel wie «Blühende Frühlings­wiese» und grenzt hier an Ironie: Vom abge­wickelten VEB-Elektrokohle, der sozialistischen Wirtschaftsaufschwung versprach und Heiner Müller dramatisch zum «Lohndrücker» inspirierte, sind nur verfallende Industrierelikte samt Kulturhaus geblieben.

Allerdings haben sich seit 2005 auf dem ehemaligen Werksgelände globalisierte Ökonomien eingenistet. Doch während das berühmte Markt-Original in Hanoi die halbe Straße öffentlich überwuchern darf, ist die Variante in der Diaspora eher seine symbolisch bedeutsame Umkehrung: Drei weiße Großcontainerhallen mit Wellblechdach verbergen ihre migrantischen Handels- und Lebenswelten.

Ein ideales Mischsoziotop also für das Berliner HAU, das den mittlerweile legendären Stadterkundungsklassiker X-Wohungen zu X-Einkaufswelten ins winterliche Lichtenberg transportiert hat, im Rahmen eines vietname­sischen Festivals, das die ...

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Theater heute Januar 2011
Rubrik: Magazin, Seite 58
von Anja Quickert

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