Richtung Rütli

Friedrich Schiller «Wilhelm Tell», Lone Twin «Tell Tell»

In den ersten beiden Akten murren die Schweizer lange nur gegen die habsburgische Fremdherrschaft, bis sie sich dann doch in Richtung Rütli bewegen. Ist es dann endlich soweit, wartet Schiller aber plötzlich mit privaten Szenen auf und zeigt den Tell in der Bergidylle. Eigentlich ist die Schweiz bereit für die Revolte, während sich der Scharfschütze vorerst lieber um die Söhne und seine Hedwig kümmert. Ab diesem Zeitpunkt wird der «Tell» auch zum Kalauergrab der deutschen Klassik, in dem Schauspieler zwischen geflügelten Worten herumstolpern.

Die Reise geht von der «Axt im Hause» bis hin zur frühen Übung späterer Meisterschaft. Ein wirklicher Freiheitskämpfer ist der Tell trotzdem nicht, und man kann sich fragen, ob Schiller mit seiner Eidgenossensaga am Ende nur einen alpenländischen Privatier vorführt, der wider Willen zur Symbolfigur wird. 

 

Vor dieser oder einer ähnlichen Frage stand wohl auch Thomas Langhoff, als das Mannheimer Nationaltheater anfragte, ob er die 13. Schillertage im Jubiläumsjahr nicht mit der Auftaktinszenierung schmücken möchte. Man holte sich einen großen Namen und konfrontierte ihn im breit gefächerten Angebot der diesjährigen Schillertage mit dem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute August/September 2005
Rubrik: Chronik, Seite 64
von Jürgen Berger

Vergriffen
Weitere Beiträge
Präsentation eines Prototyps

Die Ein-Mann-Revolution tritt hinter einem Werbeplakat für die Zigarettenmarke «Cabinet» hervor. Auf dem Plakat sieht man eine Küchenszene, in der sich die Hauptfigur die Zigarette an der Flamme des Gasherds anzündet. Die Ein-Mann-Revolution ist männlich und spricht grundsätzlich im lockeren Plauderton.

 

Beherzt Hallo, na wie geht’s, Ihnen allen ein herzliches...

Extra Fry

 Christopher Frys erfolgreichstes Stück «The Lady’s Not For Burning» («Die Dame ist nicht fürs Feuer») ging so ins britische Volkskulturgut ein, dass selbst Margaret Thatcher, die bekanntlich die schönen Künste für so überflüssig wie öffentliche Busse hält, auf dem Höhepunkt ihrer politischen Karriere die Bekanntheit des Titels nutzte und subversiv dichtete «This...

Deftig, dirty und gedopt

Wer sich dem neuen ungarischen Nationaltheater am Pester Donau-Ufer nähert, tritt durch einen frei aus der grünen Parkplatzwiese ragenden Portikus, um den sich ein faltenwurfreicher Betonvorhang plustert. Auf einem gepflegten Pfad geht es vorbei an Figuren, die auf Bänken angeregt plauderten, bestünden sie nicht aus Bronze. Vor dem Theater schließlich mit seiner...