Richtung Rütli
In den ersten beiden Akten murren die Schweizer lange nur gegen die habsburgische Fremdherrschaft, bis sie sich dann doch in Richtung Rütli bewegen. Ist es dann endlich soweit, wartet Schiller aber plötzlich mit privaten Szenen auf und zeigt den Tell in der Bergidylle. Eigentlich ist die Schweiz bereit für die Revolte, während sich der Scharfschütze vorerst lieber um die Söhne und seine Hedwig kümmert. Ab diesem Zeitpunkt wird der «Tell» auch zum Kalauergrab der deutschen Klassik, in dem Schauspieler zwischen geflügelten Worten herumstolpern.
Die Reise geht von der «Axt im Hause» bis hin zur frühen Übung späterer Meisterschaft. Ein wirklicher Freiheitskämpfer ist der Tell trotzdem nicht, und man kann sich fragen, ob Schiller mit seiner Eidgenossensaga am Ende nur einen alpenländischen Privatier vorführt, der wider Willen zur Symbolfigur wird.
Vor dieser oder einer ähnlichen Frage stand wohl auch Thomas Langhoff, als das Mannheimer Nationaltheater anfragte, ob er die 13. Schillertage im Jubiläumsjahr nicht mit der Auftaktinszenierung schmücken möchte. Man holte sich einen großen Namen und konfrontierte ihn im breit gefächerten Angebot der diesjährigen Schillertage mit dem ...
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