Notfallplan Parallelaktion
Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Tisch. Er fragt, sie antwortet nicht nur mit ja oder nein, so die Verabredung. Es funktioniert nicht gleich auf Anhieb. Erst weicht sie aus, wehrt ab oder greift im Gegenzug an, um schließlich doch Intimes preiszugeben. Eine Feier des Gewesenen, das bei aller elegischen Verklärung ein subtiles Grauen verströmt, und ein Liebesspiel der Worte, nicht ohne die altherrliche Attitüde des Eindringens in die andere Biografie, in der der Mann wohl selbst auf eine Weise vorgekommen ist, die nie ganz deutlich wird.
Nach dem Eintauchen in die kriegsversehrte slowenische Familienwelt in dem Mehrgenerationenepos «Immer noch Sturm» gründelt Handkes jüngstes Zwei-Personen-Stück «Die schönen Tage von Aranjuez» so leger an der sommerluftigen Oberfläche, dass offen bleibt, ob hinter der Erzählung der Frau von ihrer sexuellen Initiation als Zehnjährige auf der Kinderschaukel womöglich etwas Gewaltsames schlummert, oder ob es sich bei der erotisch getönten und mit Naturbetrachtungen verzierten Plauderei schlicht um die vielseitig verwendbare Vorlage für das Tête-à-tête zweier Schauspieler handelt. Was also tun mit einem Stück, das ausdrücklich kein Drama, sondern ...
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Theater heute Oktober 2013
Rubrik: Chronik: München Residenztheater, Seite 60
von Silvia Stammen
Am Starnberger See vorbei, Murnau vorüber, dann Garmisch, Kloster Ettal – und hinein ins Bilderbuchdorf voller Holzschnitzer-Läden, Pensionen und Hotels im blitzsaubren Alpenstil: Da steht auch schon die Monumentalscheune des Passionstheaters, wo vor drei Jahren allabends an die 5.000 Gäste dem stürmischen Aufstieg des Revoluzzers Jesus zugeschaut haben – und...
Als Schauspieler ist Sven-Eric Bechtolf am besten, wenn er harte Typen spielt. Auch in Interviews kann der Salzburger Schauspieldirektor schon mal schroff werden, wenn ihm eine Frage nicht gefällt. Aber das Programm, das Bechtolf in Salzburg macht, zeigt: Hinter der rauen Schale des Alphamännchens steckt ein weicher Kern. Das Schauspielangebot, das er seit dem...
Im eigenen Staat verfolgt, im Zufluchtsland missachtet – wer als Aussiedler in die Bastion Europa vordringt, wird auch dort allzu oft zu einem Grenzgänger am Rand der Gesellschaft. Dass Asylbewerber just auf dem Münchner Rindermarkt ihren Unmut mit Hungerstreik kundtaten, gibt der Uraufführung des preisgekrönten Stückes «Am falschen Ort» am Badischen Staatstheater...