Mensch, Puppe, Automat
Statt in den Zuschauerraum wird das Publikum auf die Bühne des Depot 2 geleitet und betritt hier eine seltsame Welt. Sphärische Klänge vermischen sich mit maschinenartigem Summen und Geräuschen, die entfernt an Tierlaute erinnern. Eine weißgekleidete weibliche Schaufensterpuppe hängt waagerecht an einem Seil in der Luft wie ein bizarres Flugobjekt. Langsam wird sie zu Boden gelassen und wieder hochgezogen.
Doch halt, sie bewegt sich unmerklich, vielleicht doch ein Mensch?
Auf zwei weißen Podesten liegen ein junger Mann und eine junge Frau, ebenfalls weißgekleidet, auch mit ihnen scheint etwas nicht zu stimmen. Auf den zweiten Blick erweisen sich ihre schlafenden Gesichter als täuschend echt aussehende Latexmasken. Mensch, Puppe, Automat – schon Büchner hat in «Leonce und Lena» mit der Frage gespielt, ob ihre Interaktion einen Ausbruch aus körperlichen und gesellschaftlichen Grenzen ermöglicht. In seiner musikalischen Installation «Meta-Sleep» am Schauspiel Köln zitiert Regisseur Robert Borgmann aus Büchners Stück und überführt es in unser gerade mit Wucht begonnenes Zeitalter von Avataren, künstlicher Intelligenz, Chatbots und Co.
Die Todesträumereien und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Mai 2023
Rubrik: Chronik, Seite 76
von Natalie Bloch
Und wenn es nun in dieser Minute geschlossen gewesen wäre, darum also hätte ich gelebt?», räsonniert Heinrich von Kleist in einem Brief, den er am 18. Juli 1801 unmittelbar nach seinem «spektakulären» Kutschen-Unfall auf dem Butzbacher Marktplatz schrieb, über sein Leben. «Das hätte der Himmel mit diesem dunkeln, rätselhaften, irdischen Leben gewollt, und weiter...
Theaterarbeit und die Frage nach den Hierarchien ist ein diskursiver Dauerbrenner. Heute heißt es oft, «die hierarchischen Strukturen» innerhalb der Theaterorganisationen müssten als Wurzel vieler Übel des professionellen Theaterschaffens begriffen werden, das ganze (weißmännliche) Machtsystem sei toxisch, korrumpiert, mindestens undemokratisch, «verkrustet» usw....
AACHEN, INTERNATIONALES ZEITUNGSMUSEUM
bis 20.8., Breaking News, Making News, Faking News
Die Ausstellung setzt sich anhand von Druckerzeugnissen aus 600 Jahren Mediengeschichte kritisch mit Lügen und alternativen Fakten auseinander
BERLIN, AKADEMIE DER KÜNSTE
bis 16.7., MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus
Anhand zahlreicher Modelle, Pläne,...