Lonely little girls in a cold world

Wiener Burg-Überraschungen: Bachmann befreit Röggla, Thalheimer zelebriert Brecht, das Nature Theatre of Oklahoma übertrifft sich selbst

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Der Konjunktiv hat auf der Bühne im Grunde nichts verloren. Indirekte Rede und Schauspiel, das passt eigentlich nicht zusammen. Kathrin Röggla schrieb ihre letzten beiden Theatertexte, «worst case» und «Die Beteilig­ten», trotzdem im Konjunktiv. Ernst Jandl hat das in seiner Sprechoper «Aus der Fremde» schon vor dreißig Jahren gemacht.

Aber während es Jandl darum ging, eine Form für die ganz persönliche Entfremdung eines Schriftstellers zu finden, ist die indirekte Rede bei Röggla ein medienkritisches Stilmittel – ein Ausdruck für das indirekte Leben von Zeitgenossen, die Fernsehen und Inter­net mit dem wirklichen Leben verwechseln.

In diesem Sinne dreht sich in «Die Beteiligten» alles um das Entführungsopfer Natascha Kampusch, obwohl deren Name nie genannt wird. Das Personal des Stücks besteht aus einem halben Dutzend Katastrophenjunkies, die von dem Fall besessen sind und Kampuschs mediale Auftritte bis ins Detail analysieren. Rögglas Trick besteht nun darin, dass sie ihre Figuren so reden lässt, als würde Kampusch aus ihnen sprechen. Genauer gesagt: Als würde Kampusch in indirekter Rede wiedergeben, was die Figuren zu ihr gesagt haben. Beispiel: «ich werde jetzt wohl alle ...

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Theater heute Dezember 2010
Rubrik: Aufführungen, Seite 30
von Wolfgang Kralicek

Vergriffen
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