Labyrinth ohne Notausgang
Mitten in der Nacht wacht ein Mann aus tiefem Schlaf auf. In seiner Küche findet er eine ihm unbekannte Frau vor, die behauptet, mit ihm verheiratet zu sein. Weder durch höfliche Worte noch durch die Androhung von Gewalt kann er sie dazu bringen, seine Wohnung zu verlassen. Erst als ihm Beweise vorgelegt werden, dass der Irrtum auf seiner Seite liegen muss, kommt ihm ein schrecklicher Verdacht: Er hat sein gesamtes Vorleben vergessen.
So beginnt Ulrich Hubs neuestes Stück, fast wie ein Film von David Lynch.
Allerdings hatte Hubs Mann ohne Vergangenheit – er gibt ihm den Namen Paulmann, während die anderen Figuren namenlos bleiben – keinen Autounfall, bei dem er Namen und Erinnerung verlor («Mulholland Drive») oder wacht blutüberströmt neben einer zerstückelten Leiche auf und leidet an Amnesie («Lost Highway»). Für den plötzlichen Gedächtnisverlust von Hubs Protagonisten scheint es keinen ersichtlichen Auslöser zu geben. Er findet sich in einem Krankenhaus wieder. Zumindest kann man das aus der Anwesenheit einer jungen Krankenschwester schließen, die sich liebevoll um ihn kümmert.
Immer wieder erhält Paulmann Besuch von drei Personen, die behaupten, seine Frau, sein Vater und sein ...
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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 150
von Irma Dohn
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