Ende und Anfang der Arbeit
Das Ende der Arbeit beginnt dort, wo die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt wird.
Auch in Rinkes neuem Stück aus der Welt der Arbeitslosen gibt es dieses klassische Modell einer technischen Innovation, die menschliche Arbeit überflüssig macht: Der Nummernautomat in Rinkes Arbeitsamt wird umgerüstet zu einer Voicemailbox, die im Laufe der Zeit auch die Aufgaben der Jobvermittlung übernimmt – man tippt seine Bearbeitungsnummer ein und die freundliche Stimme einer bekannten Fernsehmoderatorin bietet Gelegenheitsarbeiten an, bis auch diese ausbleiben und nur noch ein Umherirren im Mail-Labyrinth zwischen «Umschulung» und «Frühpension» möglich ist. Es ist schon bitter, dass unsere Realität diesen Einfall Rinkes nicht besonders abwegig erscheinen lässt.
Die alten Arbeitsämter, abgelöst durch Jobcenter, die wie Waschsalons 24 Stunden, auch sonn- und feiertags geöffnet sind, nur die Vermittler und vor allem die Stellenangebote bleiben aus. Wer mit dem Teufel namens «Ökonomischer Zeitgeist» isst, muss lange Löffel haben: Folgerichtig fällt bei Rinke der Leiter des Amtes seiner eigenen Idee der digitalisierten Betreuung zum Opfer und wird ins Heer der Arbeitsuchenden ...
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Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 160
von Rita Thiele
Wer kennt die neuen Texte der nächsten Monate besser als die Dramaturgen der Bühnenrepublik, die sich erst durch die jährliche Neuproduktion lesen, um dann ihre erste Wahl am eigenen Haus durchzusetzen? Energische Statements der unermüdlichen Autorenentdecker für ihre Lieblingsstücke von A wie Andruchowytsch bis S wie Stocker.
Das Kameraauge der Autorin fährt im Inneren einer Küche entlang und bleibt am auf dem Tisch liegenden Käsebrot hängen. Ein in Zellophan eingepacktes Käsebrot. Dessen Käse sich wellt und schwitzt. Dem die Butter aus den Löchern quillt. Dessen Farbe auch eine Haarfarbe sein könnte. So schreibt sie, so beobachtet sie, so sind ihre Welten. Im Detail entdeckt Anja...
Soeben hat sich der feine ältere Herr, der aus dem Kaukasus kommt und dessen türkischen Namen sich vorerst niemand merken kann, in Positur gestellt auf der Gartenbank im kleinen grünen Park des Sankt-Gertrauden-Krankenhauses in Berlin. Und auch die anderen nehmen fremde Haltungen an: Der alte Fritz zum Beispiel spielt – na klar! – den «Alten Fritz», und Carmen im...