Kulturpolitik: Nie mehr zweite Liga?
Falk Schreiber Herr Schwandt, Mitte Juni kündigten Sie an, 2020 als geschäftsführender Direktor in Lübeck zurückzutreten. Was ist da passiert?
Christian Schwandt Ich habe gekündigt, weil das Theater Lübeck heute ein schlecht finanziertes B-Theater ist. Bisher war das gute zweite Liga, weil wir immer noch genug Geld zur Verfügung hatten, um immer wieder herausragende Produktionen zu machen. Im Moment sind wir aber gerade dabei, diesen Status zu verlieren, in erster Linie wegen der Personalkosten.
2017 stieg der Landesmindestlohn in Schleswig-Holstein, so dass wir Personalkostenerhöhungen von etwa vier Prozent hatten, 2018 und 2019 kamen dann die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst, wobei die Erhöhung 2018 besonders hoch war, weil Herr Seehofer einen teuren Tarifabschluss machen wollte. Und die Theater in Schleswig-Holstein haben die entsprechenden Finanzierungsmittel nicht bekommen. Das ging zweieinhalb Jahre so, und jetzt sind wir an einen Punkt gekommen, an dem wir nicht mehr genug freie Mittel haben, um vernünftig Theater zu machen.
FS Vor dem Problem stehen viele Theater.
Schwandt Sehr viele. Wir haben intensive Gespräche geführt mit Karin Prien, der Kultusministerin von ...
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Theater heute August/September 2019
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Falk Schreiber
Es ist Selfie-Zeit im toxischen Museumsshop hinter der Bühne. Der Zuschauer, Sektglas in der Hand, kann entscheiden: Will er vor der Fotowand als vietnamesischer Zivilist posieren, der gerade vom Polizeichef erschossen wird? Oder in einer niedlichen Schneekugel echten syrischen Trümmerregen mit nach Hause nehmen? Den «kraftvollen» Marschflugkörper in...
Figuren:
Svenja Hospizclown, Guter Mensch
Der Don Svenjas klassistische Abspaltung
Püppi Älteste Hospizpatientin. Zäh wie Rindsleder
Aram Dienstleistungsproletariat
Anmerkungen:
1.) Unterstrich – bedeutet der Don fährt in Svenja und spricht durch sie
2.) // – bedeutet Jumpcuts in den Vlogs
3.) Arams Akzent ist im Text ausgeschrieben, möge aber als Mittel maßvoll...
Natürlich sind die Themen, die das Theater seit geraumer Zeit neben seinem künstlerischen und literarischen Auftrag so heftig umtreiben und aufreiben, auch längst beim und im Bühnenverein angekommen. Auf den geduldigen Papieren, die am Ende der letzten Jahrestagung in Nürnberg verteilt wurden, wimmelte es denn auch nur so von ehrlichen Absichtserklärungen, mutigen...