Keine Spielwiese für den Intendanten
Zuletzt schieden sich noch einmal die Geister, und dem scheidenden Intendanten widerfuhr die unverhoffte Ehre, von einem erregten Junggroßkritiker einer westdeutschen Tageszeitung abgekanzelt zu werden wie ein Schuldirektor, der seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Der Grund: Martin Kušej hatte für die letzte Inszenierung seiner achtjährigen Intendanz am Münchner Residenztheater dem italienischen Regisseur Antonio Latella und dem Dramatiker Federico Bellini die große Bühne überlassen, um sich mit Pier Paolo Pasolini und im Verbund dazu mit Dantes «Göttlicher Komödie» zu befassen.
Herausgekommen ist dabei ein assoziativer Abend, der Kritik und Publikum auf unerwartete Weise polarisiert und dabei nochmal ein Schlaglicht auf die bei aller Gediegenheit, mitunter auch Gefälligkeit, immer wieder dezidierte Offenheit wirft, mit der Kušej sein Haus geführt hat.
Latella, Leiter der Theaterbiennale in Venedig, denkt von den Körpern her, die in einem Raum Spannungen erzeugen und ihnen zugleich ausgesetzt sind. Geschichten lagern sich um Abläufe herum an. Zu Beginn hält ein kleiner Junge einige Minuten lang kickend einen Fußball in der Luft – Wiederholung und Abweichung, bis es nicht mehr ...
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Theater heute August/September 2019
Rubrik: Bilanz Residenztheater, Seite 43
von Silvia Stammen
Natürlich sind die Themen, die das Theater seit geraumer Zeit neben seinem künstlerischen und literarischen Auftrag so heftig umtreiben und aufreiben, auch längst beim und im Bühnenverein angekommen. Auf den geduldigen Papieren, die am Ende der letzten Jahrestagung in Nürnberg verteilt wurden, wimmelte es denn auch nur so von ehrlichen Absichtserklärungen, mutigen...
Übermut ist diesem Peer fremd. Er ist ein Träumer nicht aus Lust, sondern aus Not: Seine Träume sind verdrehte Fluchtversuche, sucht er doch im Eskapismus die Anpassung, im Ausbruch den Einbruch, sehnt er sich doch nach Zugehörigkeit und Heimkehr. Seine Großmannsfantasien sind ein fortwährendes Ringen um Liebe und um Anerkennung, das ebenso fortwährend scheitern...
Figuren:
Svenja Hospizclown, Guter Mensch
Der Don Svenjas klassistische Abspaltung
Püppi Älteste Hospizpatientin. Zäh wie Rindsleder
Aram Dienstleistungsproletariat
Anmerkungen:
1.) Unterstrich – bedeutet der Don fährt in Svenja und spricht durch sie
2.) // – bedeutet Jumpcuts in den Vlogs
3.) Arams Akzent ist im Text ausgeschrieben, möge aber als Mittel maßvoll...