Keine Spielwiese für den Intendanten
Zuletzt schieden sich noch einmal die Geister, und dem scheidenden Intendanten widerfuhr die unverhoffte Ehre, von einem erregten Junggroßkritiker einer westdeutschen Tageszeitung abgekanzelt zu werden wie ein Schuldirektor, der seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Der Grund: Martin Kušej hatte für die letzte Inszenierung seiner achtjährigen Intendanz am Münchner Residenztheater dem italienischen Regisseur Antonio Latella und dem Dramatiker Federico Bellini die große Bühne überlassen, um sich mit Pier Paolo Pasolini und im Verbund dazu mit Dantes «Göttlicher Komödie» zu befassen.
Herausgekommen ist dabei ein assoziativer Abend, der Kritik und Publikum auf unerwartete Weise polarisiert und dabei nochmal ein Schlaglicht auf die bei aller Gediegenheit, mitunter auch Gefälligkeit, immer wieder dezidierte Offenheit wirft, mit der Kušej sein Haus geführt hat.
Latella, Leiter der Theaterbiennale in Venedig, denkt von den Körpern her, die in einem Raum Spannungen erzeugen und ihnen zugleich ausgesetzt sind. Geschichten lagern sich um Abläufe herum an. Zu Beginn hält ein kleiner Junge einige Minuten lang kickend einen Fußball in der Luft – Wiederholung und Abweichung, bis es nicht mehr ...
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Theater heute August/September 2019
Rubrik: Bilanz Residenztheater, Seite 43
von Silvia Stammen
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