Kopfgeburt
Seht euch diese Augen an, riesige Puppenaugen, die schläfrig, mild und traurig in die Welt blicken. Sie schauen aus riesigen Schwellköpfen, die die Figuren aus Lukas Linders «Die Trägheit» tragen, so dass der Rest ihres Körpers unverhältnismäßig klein und putzig wirkt, wenn sie etwa mit den Händen in die Luft greifen oder die Beinchen regen.
Menschen am Rande des Abgrunds – oder darüber hinaus, so zeigt es die Bühne im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspiels, wo Tina Lanik auf schräg und hoch gestellter gelber Fläche das Puppenkisten-Drama aus dem beschädigten Leben uraufführt. Die Regisseurin hat sich einen Kopf gemacht – und damit dem ein bisschen zu netten Stück über die träge Masse Mensch eine ihm dienliche Formbehauptung aufgepflanzt.
Linder, Sieger des von Thomas Jonigk initiierten Düsseldorfer Nachwuchs-«Autorenlabors» 2008/09, erzählt von Herrn Kleinmann. Der ist, wie sein amerikanischer Vorvater, der Handlungsreisende Willy Loman, ein Jedermann. Ohnehin über Nacht grau geworden, wird die Welt noch eine Schattierung dunkler, als ihm sein Chef Walter kündigt. Was bleibt dem übrig, droht doch ständig der Konkurs, so dass er mit einem Sprung aus dem Fenster seiner ...
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Es war 1998 in einer lauen Mainacht. Die Kastanienallee, damals noch hippe Ausgehmeile am Prenzlauer Berg, hatte sich zwischen drei und vier Uhr morgens geleert und lag still in der Morgendämmerung. Nur in der Volksbühnennebenspielstätte Prater kämpfte Christoph Schlingensief gegen den Schlaf seiner Gäste im «Hotel Prora», einer Wahlkampfstation seiner sehr realen...
Haben Sie sich schon überlegt, wie die Zukunft des Theaters aussehen wird? Das ist die große Frage, mit der ich mich heute beschäftigen möchte. Und jemand, der sich darüber schon Gedanken gemacht hat, war ein ganz bekannter Physiker, der nannte sich John Richard Gott der III. (der heißt tatsächlich so), und er hat nicht nur die Zukunft des Theaters sich sozusagen...
Das Leben ein Traum – was sonst?» Mit dieser Neubetitelung hat der Regisseur Jürgen Kruse eine Klammer geschaffen zwischen Calderóns barocker Tragikomödie «Das Leben, ein Traum» und dem Kleistschen «Prinzen von Homburg» in der Regie von Peter Stein, dessen Assistent Kruse einst war. «Ein Traum – was sonst?» heißt die scheinbar versöhnliche und zugleich tief...