Das Leben geht bis zum Tod
Es war 1998 in einer lauen Mainacht. Die Kastanienallee, damals noch hippe Ausgehmeile am Prenzlauer Berg, hatte sich zwischen drei und vier Uhr morgens geleert und lag still in der Morgendämmerung. Nur in der Volksbühnennebenspielstätte Prater kämpfte Christoph Schlingensief gegen den Schlaf seiner Gäste im «Hotel Prora», einer Wahlkampfstation seiner sehr realen Kunstpartei «Chance 2000».
Das vom Gehandicapten-Ensemble als künstlerische ABM-Maßnahme bewirtschaftete Indoor-Igluzeltlager hatte sich in den Nachtstunden in ein Survivalcamp verwandelt: Schlingensief war vom charmant moderierenden Hoteldirektor zum militanten Entertainer mutiert, der mit Brüllarien durchs Megafon und bis zum Anschlag aufgedrehter Musikanlage seinem Publikum systematisch den Glauben an das Gute im Künstler austrieb.
Der erweiterte Theaterbegriff
Solche zwischen Spaß und Terror changierenden Auftritte waren in den letzten Jahren selten geworden. Jetzt, wo sich Schlingensiefs Schweigen so verdammt laut anhört, ist diese Nacht im Prater wieder präsent: Weil das Einreißen der Grenze zwischen Kunst und Leben im Schlafentzug brutal spürbar wurde, weil der Maniac Schlingensief sich selbst keine Sekunde lang ...
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Einen überraschenden Ausgang nahm im Frühjahr 1903 der Prozess gegen die ledige Kindsmörderin Hedwig Otte im schlesischen Städtchen Hirschberg. Das Urteil lautete «nicht schuldig», und schuld daran war nicht zuletzt der Dichter Gerhart Hauptmann auf der Geschworenenbank, der für die Angeklagte plädierte. Noch im selben Sommer entstand das Schauspiel «Rose Bernd»,...
Plötzlich konnte es gar nicht schnell genug gehen. Am 14. September ließ Friedrich Schirmer mitteilen, dass er seinen Vertrag als Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg zum 30. September auflösen wolle. Als Begründung führte er die angebliche Unterfinanzierung des Theaters an und eine Etatkürzung um 330.000 Euro, die allerdings schon im November 2009...
Fernsehen
Freitag, 1.
13.00, Theaterkanal: Kazuo Ohno – Ich tanze ins Licht – ein Film (2004) von Peter Sempel
15.00, 3sat: Der Zimmerspringbrunnen – Spielfilm (2001) nach dem Roman von Jens Sparschuh, mit Götz Schubert, Gustav Peter Wöhler, Hermann Lause u.a., Regie Peter Timm
16.20, Theaterkanal: Die Möwe – von Tschechow, mit Lola Müthel, Hermann Lause,...