In Wäldern und Kellern
Wald und Keller gelten gemeinhin als Orte der Unübersichtlichkeit, als Fluchträume, in denen die reglementierenden Kräfte von Staat und Über-Ich keinen Zugriff haben oder zumindest nur einen Teil ihrer Macht entfalten können als unheimliche Anziehungspunkte, an denen man in der Begegnung mit sich selbst das Fürchten lernen kann.
In München haben sich – rein zufällig kurz hintereinander – zwei Regisseure dorthin auf Recherchereise begeben: Michael Thalheimer mit Shakespeares «Sommernachtstraum» am Residenztheater und Ulrich Seidl mit einer Collage aus David-Foster-Wallace-Texten und Improvisationen an den Münchner Kammerspielen.
Galeerensträflinge im Klammergriff
Der Wald ist ein Wall, ziemlich nah an der Rampe, die Baumstämme dicht an dicht in den Boden gerammte Poller, eine Festung. Hippolyta wirft sich gleich zu Beginn dagegen, aber hier ist weder Eindringen noch Entkommen möglich, nicht einmal ein Elfenflügel passt dazwischen.
Bühnenbildner Olaf Altmann hat auf der Riesenbühne des Münchner Residenztheaters eine seiner karg-klaren Raumvisionen installiert, die keine Kompromisse machen – manchmal auf Kosten der Bespielbarkeit – und auf den ersten Blick verdichten, um was es im Laufe ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Aufführungen, Seite 28
von Silvia Stammen
So etwas kann natürlich auch gehörig schief gehen. Wenn bei angestrengter Gutmenschlichkeit nur noch die pure Ambition zu erkennen ist. Wenn die Bühne zum Infostand wird und das gute Gewissen zum Regiekonzept. Wenn man Hilfsbereitschaft mit Folklore garniert und am Ende multikulturelle Friedens- und Freudentänze aufführt. Wenn man Schwarz-Weiß-Malerei betreibt und...
In Salzburg beginnt ein neues Team. Schauspiel-Chef Sven-Eric Bechtolf geht die neue Aufgabe feiertäglich an: «Festspiele sind die Sonntage des Theaters, wenn ihr Programm exemplarisch ist.» Her mit dem Beispielhaften!!
In London werden im Sommer nicht nur Medaillen vergeben, auch die Kunst kommt nicht zu kurz: Impressionen vom Olympia-Kulturprogramm.
Vor den...
Die Herren nehmen an der Rampe Aufstellung und machen Front: gegen die Konvention der Konversations-Komödie bis zur vollständigen Niederlage kommunikativen Handelns. Der Erlösung, die in Oscar Wildes «Bunbury» aus Jack Worthing doch noch einen Ernst macht und ihn – demaskiert – der Ehe zuführt, verbietet Thirza Bruncken gewissermaßen den Mund. Die Darsteller...