In der Wohlwollensfalle
Die Jahre 2006 bis 2008 in Berlin-Heinersdorf (hinter Pankow) müssen sehr bewegend gewesen sein. Die Gegend ist traditionell unspektakuläres, halbzersiedeltes nord-östliches Großstadt-Umland, Mischgewerbe und Wohnhäuser. Ausgerechnet hier, mitten im schon wieder recht provinziellen Irgendwo, wollte die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde ihre neue Moschee bauen und hat es schließlich auch getan. Zahlreiche Anwohner waren davon ähnlich begeistert wie vom Bau einer Müllverbrennungsanlage, nur mit etwas anderen Argumenten.
Es ging um letzte Werte und erste Ängste, von den Betroffenen bodenständig vorgetragen: reiches ethnografisches Material, wie ein gewachsenes deutsches Habitat auf kulturellen Zuwachs reagiert.
Ein Jahr später haben Kolja Mensing und Robert Thalheim mit einigen der damaligen Hauptprotagonisten und Kulturkämpfern lange Interviews geführt. Die Emotionen waren noch vorhanden, aber schon merklich ausgekühlt, die Schlachten geschlagen, der Ausgang selbst für die schlimmsten Befürchter halb so wild. Niemand wollte alte Wunden aufreißen, keiner als Verlierer oder Triumphator dastehen, jeder seine Sache gerade im Nachhinein möglichst souverän darstellen. Eigentlich idealer Stoff ...
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Theater heute Januar 2011
Rubrik: STARTS/AUFFÜHRUNGEN, Seite 18
von Franz Wille
Seit ein paar Monaten heißt Sesede Terziyan an manchen Abenden Sonia Kelich. Dann sitzen besonders viele Menschen im kleinen Zuschauerraum des stuckverzierten Theatersaals im Ballhaus an der Naunynstraße und verfolgen hin- und hergerissen, wie die kleine Person im korrekten Kostümchen zum dunkelblonden Dutt mit der Pistole in der Hand ein Rudel unbezwingbar vitaler...
Katastrophen aller Art durchwehen das Londoner Theater diesen Herbst und Winter: Erdbeben in der Hauptstadt, Bombenanschläge in Indonesien, politische Radikalisierung in Afghanistan und ein demoralisierter Weihnachtsmann. Dafür entdeckt Salisbury – unerwartetes Geschenk unterm Baum – in Philip Massinger einen Sohn der Stadt und Shakespeare-Zeitgenossen neu. Also...
Wenn die Nächte immer noch lang sind, verlässt man sich im Theater gerne aufs Vertraute. Der Kanon lädt ein, z.B. mit Tschechow, in dessen «Kirschgarten» sich in Köln Karin Henkel begibt, dessen «Möwe» in Dresden Burkhard C. Kosminski fliegen lässt und dessen «Drei Schwestern» in Oberhausen Peter Carp versorgt.
Gern gesehen auch Gerhart Hauptmann, in Berlin etwa,...