Die Hiesigen und die Anderen

«Cabinet» – Beobachtungen von einem türkisch-deutschen Bühnenbasar im Theater Freiburg

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Etwas ist anders im Foyer. Etwas, das uns Minuten zuvor kaum aufgefallen wäre. Weil wir uns an das Andere auf der Straße längst gewöhnt haben. Aber hier, im Freiburger Stadttheater, im Showroom einer mittelgroßen Universitätsstadt, deren Kulturbürgertum ebenso aufgeklärt wie überschaubar ist, bleibt die Anwesenheit des Anderen eine Überraschung. Überraschenderweise. Bemerkenswert auch, dass sich das Andere von seiner oft beschworenen Schwellenangst gegenüber deutschen Theaterfoyers so gar nichts anmerken lässt. War wohl eine Legende, diese Schwellenangst.

Oder eine bequeme Fehleinschätzung der Hiesigen, die sich selbst hinter besagter Schwelle verschanzten und somit den eigenen Spielplankanon nicht in Frage stellen mussten, zumindest nicht, solange die Anderen draußen geblieben sind, als gäbe es dafür eine Verabredung.

Jedenfalls sind sie nun drinnen. Plappern im Pulk, fröhlich und laut, sind ziemlich gut angezogen, lachen, begrüßen sich über zehn Köpfe hinweg, flachsen, lachen schon wieder und, jawohl, verbreiten Festivalstimmung, schlicht durch die Tatsache, dass sie ihre Vorfreude auf einen besonderen türkisch-deutschen Abend nicht verhehlen. Spürbare 50 Prozent Migrantenanteil ...

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Theater heute Januar 2011
Rubrik: STARTS/AUFFÜHRUNGEN, Seite 20
von Stephan Reuter

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