Hamburg: Wenn Täter Opfer rächen
Irgendwo im Tschetschenien des Jahres 1995, irgendwo in der blinden Wut des Kriegs haben General Alexander Orlow und drei Mittäter ein Dorfmädchen brutal geschändet. Diese Vergewaltigung mit Todesfolge bildet die Kernszene in dem jüngsten Roman von Nino Haratischwili. Von hier aus wirft die georgisch-stämmige Autorin ihre Erzählung weit vor und zurück, in ein Moskau im politischen Umbruch und in ein Berlin der Club-Gegenwart.
Sie erzählt von der Biografie der Täter, den Traumata des Kriegs genauso wie von Träumen, verlorenen Wahrheiten und vor allem von dem vergeblichen Versuch, das zu Tode vergewaltigte tschetschenische Mädchen Nura zu rächen.
In der Inszenierung von Jette Steckel am Hamburger Thalia Theater spielt Jirka Zett den General Orlow. Einen Mann, der eigentlich ein bibliophiler Außenseiter ist, als Küchenhilfe unfreiwillig in den Krieg geriet, innerlich kalt wurde durch diese Tat und dadurch, dass sie, trotz Selbstanzeige, im korrupten Machtgefüge der russischen Justiz ungesühnt bleibt. Zett spielt ihn kahlköpfig und mit spitzem Kinn voraus, entschieden und unbarmherzig mit sich selbst. Kalt und brüchig ist seine Stimme, manchmal fast nasal, seine Körperhaltung ...
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Theater heute Oktober 2019
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Katrin Ullmann
Beim Chemnitzer Wettbewerb für Nachwuchsdramatik machte in diesem Jahr eine Geschichte um Liebe mit Aliens das Rennen. «Rauschen. Oder: Wenn du nicht existierst, geh mir bitte aus dem Licht. Danke», so der komplette Titel, den Natalie Baudy sich für ihren Text ausgesucht hat und der über weite Strecken eher an eine Kurzgeschichte erinnert.
Im Mittelpunkt stehen...
As I’m writing this, I’m anxious. There’s a protest earlier today, on 1st September, Sunday. The protest targets at the Hong Kong International Airport and aims at shutting down it, just by a large number of people standing there. Protesters are armless, only some of them are equipped with protective gears like helmets and gas masks, etc. Nevertheless, they are...
Keine menschliche Tragödie ist dem Theater fremd, aber mit Naturkatastrophen tut sich die Bühne für gewöhnlich schwer. In der effektvollen Umsetzung von Weltuntergangsszenarien liegt der Film eindeutig vorn. Eine der ungewöhnlichsten – und tröstlichsten – Kinoversionen des finalen Crashs lieferte vor acht Jahren Lars von Trier mit seiner in erlesenen Bildern...